Noch beseelt von der gestrigen Route durch den Pfälzerwald, nahmen wir heute nach dem Frühstück seinen französischen Bruder unter die Räder – den Parc naturel régional des Vosges du Nord. Nach dem Grenzübertritt in Wissembourg orientierten wir uns westwärts und überquerten den Col du Pigeonnier, mit 432 Höhenmetern sind zwar nicht die Welt, aber die Kurven liessen sich sehr launig fahren. Weiter ging es über den Col du Litschhof und ein paar Kilometer später erreichten wir den Truppenübungsplatz Bitsch. Es sei uns unser pubertärer Humor verziehen, aber wir mussten einfach anhalten um ein Bild zu schiessen.

Wir verlassen das Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen bei Phalsbourg und das nahende Gewitter veranlasst uns zu einer frühen Mittagspause auf dem schönen Marktplatz von Phalsbourg. Obwohl wir erst ein paar Kilometer von Deutschland entfernt ist man merklich in einem anderen Land. Das Hôtel de ville ist stolz mit der Nationalflagge geschmückt, die Eglise Notre-Dame-de-l’Assomption ist im typischen neugotischen Stil erbaut, den man in so vielen französischen Orten findet.



Nach einem leckeren Mittagessen rollten wir weiter und nach ein paar Kilometern geradeaus ging es hinter Haselbourg in weiten Schwingen wieder den Berg hoch. Aus der Ferne bereits gut erkennbar war eine Felsnadel, die auffällig aus der Landschaft ragte. Nach der Ortschaft Dabo ging es rechts einen Abzweig weg mit der Aufschrift “Rocher de Dabo” dem ich spontan folgte, auch wenn es nicht in der Route vorgesehen war. Es stellte sich heraus, das es ein interessanter Abstecher werden sollte. Korkenzieherartig schraubte sich die Strasse in immer engeren Radien auf eine Höhe von 660 Metern. Auf der Spitze der Felsnadel fanden wir nicht nur die Reste einer alten Burg nebst Kapelle sondern auch einen sehr schönen Blick ins Umland.





In Richtung Obersteigen und Wangenbourg-Engenthal führte uns die Route über weitere, schöne Kurven bis zum Col de Pandours, der mit 961m die höchste Erhebung des heutigen Fahrtages markieren sollte. Aber der Spaß war noch lange nicht zu Ende. Runter ins Tal und auf der anderen Seite hinter Mollkirch wieder in den Wald und wieder den Berg hinauf. Hier zeigte es sich schon, was sich die ganze Tour über immer wieder erfahren ließ: dieses Revier kommt ohne große Verbindungsetappen aus, in kurzen Abständen offenbaren sich immer wieder neue, tolle Motorradstrecken. So wie auch die folgende rund um den Odilienberg / Mont Sainte-Odile. Was ich sehr genoß waren die weiten Kurven, die einen flüssigen und dynamischen Fahrstil zuliessen.








Neben den schönen Strecken gibt es hier aber auch an jedem Kniefall was anzuschauen. Ob alte Klöster, Burgruinen, Merowingergräber oder Druidenhöhlen. Rein kulturell haben wir hier definitiv was liegen lassen, aber wir waren ja in erster Linie zum Kurven jagen hier. Über Le Hohwald, Zundelkopf und Kriegersmatt erreichten wir Villé und legten dort in einer weiteren fast klischeehaft-filmkulissenartig wirkenden niedlichen französischen Kleinstadt eine Kaffeepause ein.


Frisch gestärkt bekamen die Motorräder auch noch was zu trinken, Sandra musste den Tankautomaten anpöbeln und machten wir uns auf zum letzten Highlight unserer heutigen Tagesetappe: dem Château du Haut-Koenigsbourg eines der beeindruckendsten Burganlagen des Elsaß und eines der meist besuchten Touristenorte Frankreichs. Die Anlage thront in 757 m Höhe am Ostrand der Vogesen auf einem mächtigen Buntsandsteinfelsen hoch über der Oberrheinischen Tiefebene und ist eine der höchstgelegenen Burgen im Elsass. Der Ausblick reicht weit über die Rheinebene bis zum Kaiserstuhl. Ein paar schöne Drohnenaufnahmen im Abendlicht später ging es weiter zu unserem Tagesziel Riquewihr. Auch talwärts warteten großartige Kurven auf uns, die später in der Ebene zu weitläufigen Weinbergen wechselten. Schöner geht es kaum.



Doch wir hatten die Rechnung nicht mit unserem Zielort Riquewihr gemacht. Thomas hatte uns mitten in der Altstadt in einem kleinen Hotel eingebucht. Um das zu erreichen, schlängelten wir unsere Mopeten durch kleine Gässchen an Fachwerkhäusern vorbei und durch Torbögen, bis wir neben unserer Unterkunft parkten. Die praktischerweise neben einer kleinen Bar lag. Während die anderen noch die Helme abnehmen bestellte ich uns schnell eine Runde Stiefelbier, die wir an die Motorräder gebracht bekamen und zur Belustigung der Umstehenden auch gleich auf den selbigen tranken.







Abgepackt, geduscht und guter Laune erkundeten wir des Abends die wunderschöne Altstadt, bevor wir uns dann zur Nachtruhe betteten und von einem sensationellen Fahrtag träumen konnten, der uns auf 280 km so viel Spaß und Abwechslung beschert hatte.
Unter https://kurv.gr/TnWQP findet ihr die Route des heutigen Tages.
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