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VeloCity 2023 – mein erstes Fahrradrennen

Als ich mir das Rose Multistreet kaufte, war der geplante Einsatzzweck einfach ein paar Trainingsrunden am Abend und Touren am Wochenende zu fahren, um einen Ausgleich zur Schreibtischtätigkeit zu haben. Man wird ja nicht jünger und so. Aber dann fragten ein paar Kollegen im Frühjahr rum, wer denn Interesse hätte am Berliner VeloCity Radrennen am ersten Juniwochenende mitzufahren. Und da ich für bekloppte Ideen immer zu haben bin war ich dabei und habe mich gleich angemeldet. Das war Mitte Februar.

Vorbereitung

Ich fuhr weiter meine Trainingsrunden, so um und bei eine Stunde lang, das reichte für 25 Kilometer. Ende Mai dann fiel mir auf, dass das Rennen ja schon in sechs Wochen ist und es vielleicht eine gute Idee sein würde, mal mit dem Training dafür anzufangen. Obwohl es da eigentlich schon zu spät war. „Nun gut, holen wir das beste raus!“ dachte ich mir. So fuhr ich weiterhin nach Feierabend mindestens zwei 25km-Runden und packte am Wochenende längere Ausfahrten dazu. Erst 35, dann 45 und zum Schluss dann fast 60km. Immer alleine, ohne Windschatten, mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von um die 26 km/h.

Meine rennversierten Kumpels Ingo und Fabian versicherten mir, dass man beim Rennen im Pulk locker über 30 km/h fahren würde, da man ca. 40% Energie spart, wenn man im Windschatten fährt. Das gab mir zumindest etwas Zuversicht, nicht vom Besenwagen eingesammelt zu werden. Na hoffentlich.

Rennen

Das Rennen sollte um 08:00 Uhr auf der Strasse des 17. Juni starten. Mein Nachbar und ich machten uns also um 07:00 Uhr vom Hof und rollten uns locker die ca. 10 km bis zum Start ein. Vor Ort machte ich mich dann mit meinen Kolleg:innen auf den Weg in unsere jeweiligen Startblöcke. Mit ein paar Minuten Abstand wurden dann ab 08:00 Uhr die einzelnen Blöcke auf die Strecke geschickt.

Die Routenführung lässt es schon erkennen: man darf eine schöne Sightseeing-Tour durch Berlin auf abgesperrten Strassen Fahren. Goldelse, Schloss Charlottenburg, Havel, Grunewald, Zehlendorf, Steglitz, Kreuzberg, Mitte und wieder zurück in den Tiergarten auf den 17. Juni. Zu Beginn des Rennens habe ich mich aber weniger aufs Umgebung kucken fokussiert sondern auf meine Pace und meine Mitfahrer.

Einige ballerten aus dem Startblock los, als ob es kein morgen geben würde. Da es mein erstes Fahradrennen war, konzentrierte ich mich darauf, gleichmässig zu fahren und nicht zu überpacen. Auf den ersten vier Kilometern blieb ich noch unter der 30 km/h-Marke, danach blieb ich nur unter den 30, wenn es galt eine Steigung zu bezwingen.

Ich fühlte mich sehr wohl und spätestens im Grunewald war ich „in the zone“. Ich konnte die Dynamik des Feldes um mich rum gut lesen, bei Spurwechseln oder Gefahrenstellen gaben wir uns rechtzeitig Handzeichen und die Fahrer hatten sich soweit sortiert, dass man die mit ungefähr gleicher Geschwindigkeit um sich hatte. Ich machte mir den Spaß und merkte mir die Namen meiner Mitfahrer:innen (auf den Startnummern waren auch die Namen aufgedruckt) und mit dem einen oder anderen ergab sich ein kurzer Plausch.

Ab Kilometer 20 hatte ich eine Mitfahrerin am Hinterrad, deren Trikot mir schon in meinem Startblock aufgefallen war: ein zu „Ghostriders“ umfunktionierter „Ghostbusters“-Schriftzug. Ihre grellroten Fahrradschuhe hatte ich immer im peripheren Blickfeld. Irgendwann sprach ich sie drauf an, sie freute sich, jemand gefunden zu haben, der genau ihre Pace fuhr.

Ich selber hatte auf der zweiten Rennhälfte kaum Windschatten, da nur kleinere Gruppen um mich rum waren die aber kaum die Geschwindigkeit fuhren, die ich brauchte. Das ging soweit auch gut, bis der Gegenwind kam. Nach dem Strausberger Platz fuhren wir über die Karl-Marx-Allee und anschliessend die Torstrasse. Und hier blies es uns richtig entgegen, meine Geschwindigkeit fiel zeitweise auf 22 km/h. Auf den letzten acht Kilometern war also beissen angesagt.

Anfangs der Torstrasse überholte mich der Motorrad-Blog-Kollege Max und winkte fröhlich. An der Rahel-Hirsch-Strasse Höhe Hauptbahnhof zog dann auch meine Ghostriderin an mir vorbei und setzte ihren Schlussspurt an. Nach 40 Kilometern Führungsarbeit konnte ich nicht mehr an ihr dranbleiben. Aber spätestens beim Einbiegen auf die Zielgerade mobilisierte ich die letzten Kräfte zum Schlussspurt und querte ausgepowert, aber euphorisch die Ziellinie.

Ergebnis

Vor dem Rennen hatte ich überhaupt kein Gefühl für die Zeit, die ich für die 60 km brauchen würde. Ich rechnete mit einer Ankunft nach 2:00 bis 2:15 h. Am Ende blieb ich deutlich unter zwei Stunden mit 01:49:58 bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 30,5 km/h. Lustigerweise ist das fast exakt meine Halbmarathon-Bestzeit, die ich vor Jahren mal gelaufen bin. Ich kann also genauso schnell 21 Kilometer rennen wie 60 Kilometer Fahrrad fahren.

Mit dem Ergebnis bin ich super-happy und ich glaube, ich habe Blut geleckt. Das nächste Rennen wären die Cyclassics in Hamburg am 20.08. Wenn mich morgen mein Muskelkater nicht umbringt, melde ich mich da an. Edit: ich habe mich angemeldet. Das wird ein Spaß!

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TWNSPRK #55 – Valentin Folger

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  1. Glückwunsch. Spaß gehabt und nicht gestürzt das Wichtigste. 👌

  2. Max

    War knorke, an den paar Anstiegen hätte ich sicher auch noch etwas mehr für die Durchschnittsgeschwindigkeit rausholen können, aber das Feld hat sich da meist sehr verbreitert und ich war nur unwesentlich schneller, so dass sich Überholen dann dort fast nie ergab.

    Aber ich bin ansonsten auch sehr zufrieden. Meine Halbmarathonzeit ist aber etwas schlechter, als die 60 km Runde. 😉

    • Aber auf jeden Fall schön, dass wir uns auf der Strecke begegnet sind.

      • Max

        Ja klar, selbstverständlich auch das.

        Hatte ja schon gehofft, Dich am Start zu erblicken, wo wir doch im selben Block waren und ich sehr früh da war. Aber dann wurde es doch schneller voll und ich verlor den Überblick.

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