Als ich die Honda Dominator dieses Jahr kaufte, hatte ich noch kein ganz klares Bild, was ich mit ihr vorhaben würde. Nachdem ich all die Jahre immer wieder drauf rumgedacht hatte und mir auch viele Domi-basierte Umbauten angeschaut hatte, wäre eigentlich ein Scrambler-Umbau das naheliegendste gewesen.
Aber da meine Offroad-Ambitionen vor allem nach dem Training beim EAT sehr starken Aufwind bekommen haben, war der Entschluss gefasst, sie zu meinem Stoppelhopser zu machen. Also ein Bike für gelegentliche Ausritte in die unbefestigten Routen Brandenburgs, der Uckermark und Polen. Das Ganze soll nicht nur rein funktional werden, es darf auch gut aussehen. Mein Vorbild habe ich beim Rumlungern im Internet gefunden bei Gorm Moto: eine über die Jahre immer weiter optimierte Dominator mit kerniger Optik und klarer Offroadausrichtung.
Aber ein Schritt nach dem anderen. Zunächst standen die grundlegend notwendigen Sanierungsarbeiten an der Honda an: sie brauchte neben neuen Bremsbelägen auch Bremssättel, das Lenkkopflager musste neu gemacht werden, sie bekam vorne und hinten Stahlflex-Bremsleitungen und als ersten Schritt Richtung Offroad Continental TKC 80 und einen hohen Endurokotflügel vorne.
Viele dieser anstehenden Arbeiten (ok, alle) hatte ich noch nie selber gemacht. Mein Anspruch ist aber, die Domi möglichst weitgehend selber zu beschrauben und zu warten. Um es nicht komplett im Selbstversuch über Try and Error zu machen, pingte ich Micha vom Craftwerk an, ob er mich anleiten und mir helfen könnte. Es ist ja einer der großartigen Möglichkeiten, die man in der Community Garage hat: man bekommt Unterstützung, Rat und eine helfende Hand. Und ich muss ehrlich zugeben: oft stand ich wie der Azubi im ersten Lehrjahr daneben und habe nur was festgehalten und zugekuckt. Aber ich habe super viel gelernt und weiss für das nächste Mal schon viel mehr. An dieser Stelle ein riesengroßes Dankeschön an das Craftwerk, Micha, Nils und Max, die alle an unterschiedlichen Stellen mitgeholfen haben.
Zurück zum Umbau. Nach dem Aufbocken kamen erstmal die Reifen runter, die ich um die Ecke zu einer kleinen Werkstatt mit Reifenmontiermaschine brachte, die in der Zwischenzeit die neuen Pellen aufzogen. Auch die Bremssättel kamen runter und ich zerlegte und reinigte die Teile erstmal, bevor wir sie zur Seite legten. Wir wollten das aufwendigste zuerst machen – den Tausch des Lenkkopflagers. Also erstmal die Vorderradgabel ausgebaut und die alten Lager ausgetrieben. Was für ein Geduldsspiel. Ich hätte wahrscheinlich schon 10x laut „Scheisse“ geschrieen, aber Micha hatte eine Engelsgeduld und setze immer wieder an, um an dem schmalen Überstand des alten Lagers anzusetzen und es mir gezielten Hammerschlägen zur Kapitulation zu überreden.
Das obere Lager war schon schwierig, aber das untere war ein echtes Miststück. Die untere Lagerschale wehrte sich gegen jede noch so erdenkliche Technik. Am Ende machte Nils den Vorschlag, einen Stahlstab direkt an der Lagerschale anzuschweissen und dann an der festen Verbindung auch die notwendige Krafteinwirkung erzeugen zu können. Das sollte die Lösung sein. Und wenn ihr euch die alten, räudigen und rostigen Lager anschaut, wisst ihr, dass es höchste Zeit für diesen Aufwand war.
Nachdem die neuen Lager ordentlich gefettet waren, bauten wir diese und die Vorderradgabel wieder ein. In der Zwischenzeit hatte ich auch die Reifen wiedergeholt und wir bauten die neuen Bremsscheiben an. An den Bremssätteln waren leider beide Entlüftungsventile stark korrodiert und bei einem Stehbolzen war der Kopf komplett ausgenudelt. Hier musste ich erst Ersatzteile bestellen, bevor wir weitermachen konnten, wir würden also an diesem einen Tag nicht komplett fertig werden.
So bauten wir erstmal die Räder wieder ein. Die korrodierten Aluteile wie beispielweise die Kettenspanner brachte ich mit der Drahtbürste wieder auf Hochglanz. Der Vorher-Nachher-Vergleich ist wirklich erstaunlich.
Wir spulen ein paar Tage vor, die bestellten Teile waren da und wir konnten uns an den Zusammenbau der Bremsen machen. Trotz Explosionszeichnung im Werkstatthandbuch taten wir uns schwer, die Distanzplättchen richtig zuzuordnen und einzubauen. Micha und ich diskutierten über der Zeichnung und Max schaute auf YouTube, ob er da Hinweise finden konnte. Schliesslich hatten wir das Rätsel gelöst und die Bremsen waren wieder montiert und die neuen Stahlflex-Bremsleitungen angeschlossen. Es folgte ein weiteres Geduldsspiel in Form von Bremsflüssigkeit nachfüllen und Bremse entlüften.
Als das abgeschlossen war, richteten wir das Hinterrad final aus und stellten die Kettenspanner ein. Den Endurokotflügel anzubauen schafften wir nicht mehr, das kann ich in den kommenden Tagen aber zuhause machen. Vom Hof fahren konnte ich trotzdem erstmal nicht, da die Domi nicht anspringen wollte, mittels Starterbatterie und etwas Bremsenreiniger im Luftfliter liess sie sich dann doch noch überreden. Sie ist halt ein Fahrzeug und kein Stehzeug.
Die Freude über die wieder fahrertüchtigte Domi ist groß und ich plane schon einige herbstliche Ausflüge jenseits asphaltierter Strassen. Zwischendrin steht aber noch eine weitere Optimierung an: ein neues Federbein hinten muss noch rein, da das alte seine besten Tage wirklich hinter sich hat. Hier konnte ich ein gebrauchtes F650 GS-Federbein ausfindig machen, was vorher schon in einer Domi gute Dienste leistete.
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