Die Inseln Korsika und Sardinien habe ich auf meinem Giro d’Italia 2018 schon bereist und beide haben mich sehr beeindruckt. Anlass genug für einen zweiten Besuch, den ich diesen Jahr im Frühsommer unternommen habe. Hier meine Eindrücke:

Tag 1 der Anreise

Treffen um 9:00 bei Nils in Weilheim. Kurzer Schnack mit seiner Frau und los geht es. Grobe Eckdaten im Navi: kurvenreiche Strecke mit den Eckpunkten Namlostal – Hahntennjoch („leichte“ Portion Kasspatzen zum Mittagessen) – Piller Höhe – Martina GR – Reschensee – Mals – Glurns (hier gab es ein leckeres Eis) – Ofenpass – Tunnel nach Livigno (billig Tanken) – Tibet Hütte auf dem Stilfser Joch. Das höchstgelegenste Stiefelbier seitdem ich Motorrad fahre inkl. anschließend ein leckeres Abendessen. Drei Gänge: Rote Beete Knödel mit Gorgonzolasoße, Wiener Schnitzel (auf Wunsch noch mal mit Gorgonzolasoße) und Kaiserschmarren. Wir hatten Glück mit der Unterkunft, nicht nur, weil es lecker war bei gleichzeitig grandioser Aussicht und sehr freundlicher Beherbergung, sonder weil es der erste Tag der Saison war, den Gästen am Tag vorher mussten sie sogar absagen.

Tag 2 der Anreise und Tag 1 auf Sardinien

Morgens bei 4 Grad lecker auf der Tibet Hütte auf 2800m gefrühstückt, dann gen Süden, kleinen Schlenker über den Passo Mortirolo (kleinste Straßen und null Verkehr), Iseo See mit Mittagspizza, grobe Richtung Piacenza nach Bobbio. Kurze Gewitter-Hagelpause bei einer Tankstelle hinter Bobbio, die aber kein Benzin mehr hatte und wir beiden nur noch eine Restreichweite von 30km … fährt die Fähre doch ohne uns, weil wir irgendwo im Nirgendwo ohne Benzin aus Dummheit liegen geblieben sind ?

Also rein in die Regenkombi und 10 km zurück nach Bobbio. Zum Glück hörte es nach 1 km auf zu regnen und es waren nur die Straßen nass und die Hitze hat alles weggetrocknet. Vor dem Tanken also raus aus der schweißtreibenden Gummipelle und den Tank gefüllt. Ab Bobbio über die SS45 (ca. 500 mal Links- und 500 mal Rechtskurven) bis kurz vor Genua, die zweite Pizza des Tages als Abendessen, bevor es auf die Fähre ging. Mit einer Stunde Verspätung am Sonntag um 12:30 in Olbia eingelaufen. Ab dort einfache Routenoption bis Alghero: „kurvenreiche Strecke“ – 170 km teilweise über kleinste Straßen Kurve an Kurve ohne Verkehr. Südlichster Punkt der Tour war Burgos. Abends dann lecker Essen und das verspätete Stiefelbier im Hafen.

Tag 2 auf der Kurveninsel

Nach einem gemütlichen Frühstück in Alghero ging es um 9:30 los gen Süden an die Costa Rei. Und wieder dem Navi vertraut mit groben Angaben: Bis Bosa an der Küste entlang, dann ins Landesinnere bis Sorgono und dort auf die SS128 bis Senorbi. In Isili im Schatten unter Kastanien eine Mittagsrast und neue Kräfte gesammelt. Bei 34 Grad fuhren wir anschließend rüber gen Ostküste und haben den südlichen Teil der SS125 genossen. Kurven an Kurven mit besten Straßenverhältnissen und absolut wenig Verkehr, meist nur ein paar „bekloppte“ Deutsche, die bei bis zu 34 Grad auf dem Mopped die Insel unsicher machen – egal wie, soooo schön !!! Das „Stiefelbier“ mit Sand an den Füßen in der Strandbar „Jessy Beach“ nur 200m von unserer Unterkunft entfernt 🌞🍺😎. Scallopina alla limone, meine italienische Leibspeise abends im fussläufig nahen Restaurant.

Tag 3 auf Sardinien

Nach einer etwas durchwachsen Nacht (Sch…. Stechmücken) erst mal ganz gemütlich auf der Terrasse unseres Ferienhauses gefrühstückt. Entspannt wollte auch mein Wingman Nils den Tag am Strand verbringen. So hab ich beschlossen, eine kleine Runde alleine zu drehen. Schnell die groben Daten ins Navi gehackt (Ballao – Nurri – Aritzu – Fonni – Villagrande Strisaili – Gairo – Costa Rei). Auf 340 km in 6,5 Std wieder alle Facetten von Sardinien erleben dürfen: Enge und langgezogene Kurven, frischer glatter Teer bis Reibeisen, enge Schluchten und weite Landschaften, üppige Vegetation mit dichtem grünen Wald bis hin zu trockenen Weiden und riesigen Kakteen. Und alles zwischen 25 und 34 Grad Lufttemperatur – alle Öffnungen an Jacke und Hose stehen auf Durchzug.

Zusammenfassung: wieder ein toller Tag und ich freue mich schon auf die morgige Etappe einmal über die Insel von Süd nach Nord – bis ganz in den Norden nach Santa Teresa di Gallura.

Tag 4 unserer Tour

Angekommen im Norden von Sardinien- in einem tollen Mobilehome auf dem Campingplatz La Licca 9 km vor unserem morgigen Fährhafen. War mal wieder ein schöner Urlaubs- und Motorradreisetag. Gemütlich gefrühstückt, die Ferienwohnung durchgefegt und alles verräumt und dann bei schon 26 Grad um 9:30 auf die 🏍🏍.

Grobe Richtung Norden und das Ziel eingegeben sowie einen groben Punkt „Fonni“, der nördlichste Punkt meiner gestrigen Tour und heute quasi Halbzeit.

Zu Beginn erst mal Strecke machen über die alte SS125 und dann Richtung Jerzu und das Tal hoch ggü. dem verlassen Ort Gairo. Heute wieder andere Blickwinkel und neue Impressionen dieses „lost places“ – wobei, so lost ist es gar nicht, denn es gibt bereits vereinzelt renovierte Häuser.

Bei einer kurzen Rast in Nuoro haben wir dann beschlossen, etwas „Strecke zu machen“ und sind bis kurz vor Olbia Autobahn gefahren. Dort getankt und mit einem Magnum-Eis den Kalorienvorrat aufgefüllt. Frisch gestärkt erst gen Tempio und dann hoch in den Norden zum heutigen Etappenziel nach 346 km. Was soll ich sagen, außer, dass die Insel ein Traum für uns 🏍-Fahrer ist (ok, der aus Paris kommende 🏍-Fahrer auf dem Campingplatz meinte, dass Korsika schöner sei – was wird ein Franzose auch anders sagen 😜) … Straßenverhältnisse, Kurven-Kilometer-Relation und viele verschiedene Vegetationszonen hier auf Sardinien. Suchtfaktor – wie kommen bestimmt wieder !!!

Tag 5 und der direkte Sardinien-Korsika-Vergleich

Heute Früh bei angenehmen 22 Grad zum Hafen nach Santa Teresa Gallura, Moppeds abgestellt und ein kleines Frühstück in der Sonne genossen. Nach einer „windigen“ Überfahrt dann um 11:30 in Bonifacio das Abenteuer Korsika gestartet – bei 28 Grad von der Fähre und als Ziel Corte eingegeben. Schon nach einer Stunde zeigt das Thermometer 38 Grad an 🥵. Zum Glück wurde es dann nach dem Einbiegen auf die D69 und mit jedem Höhenmeter langsam „kühler“ auf zwischenzeitlich angenehme 23 Grad. Die Fahrt auf der D69 bis kurz vor Venaco war traumhaft. So gut wie kein Verkehr, überwiegend gute bis sehr gute Straßenverhältnisse (ok, manchmal schon ordentliche Schlaglöcher) und tolle landschaftliche Eindrücke. Sowohl Korsika als auch Sardinien haben beide ihre (unterschiedlichen) Reize. Aber allein vom Fahren her hat mir Sardinien besser gefallen – aber das ist wie mit vielen anderen Dingen im Leben auch: Die Geschmäcker sind eben unterschiedlich.

Apropos Geschmack: Übernachtet haben wir im kleinen aber feinen Hotel „A Guinguetta“. Ein sehr leckeres Abendessen (Wildschweinpastete – Cannelloni mit Schafskäse und Kräutern – Melone – Ziegenkäse) gab es mit allen Gästen an der langen Tafel.

Und noch eine Erkenntnis des heutigen Tages. Vor vier Jahren war ich schon mal auf Korsika und die 10 pflanzlich-tierisch- menschlichen Dinge, die Dir als Motorradfahrer (gerne direkt hinter der Kurve) begegnen können sind:

  • Schweine – kündigen sich aber teilweise schon durch kleine Hinterlassenschaften auf der Straße an,
  • Ziegen – auch diese sind anhand der vielen kleinen Küttel zu erahnen,
  • Rindviecher- inkl ihrer meist großen Hinterlassenschaften (so hoch, da scheint bis 12 Uhr Mittags die Sonne nicht drüber weg),
  • Hunde – meist Wachhunde, die ihren Job sehr erst nehmen oder wildlebende Streuner,
  • Rindvieher auf zwei Rädern in die Pedale tretend – sie treten gerne in Horden auf und meinen, dass ihnen die ganze Straße gehört,
  • Rindvieher auf zwei Rädern und viel PS hinterm Tank, einem gerne mal auf der eigenen Fahrspur entgegenkommend, weil sie doch zu schnell unterwegs sind und den Kurvenradius unterschätzt haben oder plötzlich aus dem Nichts hinter einem auftauchend und mit enormen Motor-/Auspuffgebrüll hinter der nächsten 90 Grad Kurve verschwinden,
  • Rindvieher auf vier Rädern – entweder in alten klapprigen Autos oder in hochmotorisierten „Knallbüchsen“, die ihre persönlich Rallye fahren
  • Feiner Sand, heruntergekommenes Geröll oder Schlaglöcher – so tief, dass ein Fiat Panda darin versinkt,
  • Fehlender bituminöser Fahrbahnbelag oder ebensolcher, jedoch durch dicke Baumwurzeln um 10-30 cm angehoben,
  • .. oder aber ein grandioser landschaftlicher Ausblick, der einem jeden Motorradfahrer (und auch anderen Urlaubern mit/in/auf sonstigen Gefährten) die Konzentration auf die Straße mit vorgenannten Hinternissen raubt.

Tag 6 auf den beiden Inseln und somit zweiter und letzter Tag auf Korsika

Es war ein Tag mit vielen landschaftlichen Eindrücken. Ja, zugegeben, da hat Korsika schon einiges zu bieten. Gestartet sind wir bei dichten Wolken und angenehmen 20 Grad nach einem leckeren süßen Frühstück. Erstes Tagesziel war die Asco-Schlucht – eine Sackgassen-Fahrt, die sich definitiv lohnt. Tolle Straße und beeindruckende Bergmassive mit Gebirgsbach.

Auf der Rückfahrt fielen ein paar Tropfen – und zwar laufend während der nächsten Stunden. Bei gut 24-28 Grad sind diese aber quasi verdunstet und so blieb der Regenkombi im Koffer. Über Ponte Leccia ging es gen Osten/Nordosten über kleinste Gebirgsstraßen nach Furiani, einem Vorort von Bastia, wo das Gepäck im Hotel blieb und der Weg leichtfüßig und zügig gen Cap Corse auf der Ostseite fortgeführt wurde. Von dort aus dann auf der Westseite immer entlang der Küste über Tausende von Kurven mit tollen Ausblicken bis Farniole und wieder bis zum Hotel. Insgesamt 269 km, die sich gelohnt haben. Kurz noch den Pool auf dem Dach genossen und anschließend leckeres Abendessen. Koffer und Gepäckrolle sind gepackt, denn morgen um 8:00 legt die Fähre nach Livorno ab.

Tag 8 unserer Tour

Bastia- Livorno- Lazise. Um 6:00 klingelt der Wecker und schnell sind die Sachen auf dem 🏍 verstaut. Eine kurze Nacht, da Nils ab 4 Uhr versuchet hat alle korsischen Bäume „abzusägen“.

Ab gehts an den Hafen mit einem letzten Blick aufs Meer. In Erinnerungen an die letzten Tage wurde es kurz vor der Fähre plötzlich ganz hell – Blitzkiste übersehen, schauen wir mal, ob es demnächst Post aus Korsika gibt. Die Abfertigung im Hafen ging schnell, noch kurz warten und dann die Moppeds im Bauch der Fähre verladen. Nach einem leckeren mitgebrachten Frühstück und einem Nickerchen schier unglaubliche 60 Minuten FRÜHER in Livorno angekommen. Nächstes Ziel der Campingplatz in Lazise. Aufgrund der Temperaturen von 34 Grad und der Überlegung von Nils, evtl. bis nach Hause durchzufahren, haben wir die Autobahn gewählt. Ein Missverständnis führte leider dazu, dass wir kurz hinter Livorno „verloren haben“. Habe dann versucht ihn wieder einzuholen, bin aber wahrscheinlich an ihm vorbei gefahren, als er zum Tanken angehalten hat. So sind wir den Großteil der Strecke getrennt gefahren, haben uns aber in Lazise wieder getroffen und Nils hat sich entschieden, eine Nacht am Lago zu verbringen. Eine gute Entscheidung, denn so gab es das Stiefelbier wieder zusammen, aber dann schon in Badehose am See.

Die Tour haben wir abends mit einem leckeren Essen und guten eisgekühlten Weißwein/Rosé in Lazise bzw. auf der Veranda ausklingen lassen.

Sardinien und Korsika 2022 waren super, gerne komme ich sobald als möglich wieder, hoffentlich nicht erst wieder in 4 Jahren. 🏍🌞🤩😎🍺