Es ist an der Zeit, Abschied zu nehmen von unserem kleinen Domizil am Gardasee. Wir treten langsam die Rückreise in drei Etappen nach München an und besatteln die R nineT’s wieder mit dem vollen Gepäck. Der Tagesbeginn ist ansonsten eine Kopie des gestrigen Tages, denn wir nehmen wieder die Fähre nach Toscolano-Maderno. Auch die Route über den Lago di Valvestino ist die gleiche wie gestern. Diesmal nehmen wir uns aber mehr Zeit für ein paar Foto- und Drohnenaufnahmen.

Um nicht komplett den gleichen Weg zum Idro-See zu nehmen biegen wir hinter Capovalle von der SP58 auf die SP56 ab und mogeln uns über Cavaccio und Trebbo über schmalste und teilweise sehr rumpelige Sträßchen an den Berghängen entlang. Wer es lieber entspannt mag, der bleibt auf der SP58. Wir haben uns auf jeden Fall ein paar schöne Ausblicke erarbeitet. Der schönste kam ein paar Kurven nach dem Ortsausgang von Trebbio, hier hatten wir den perfekten Blick auf den Idrosee.

Wie am Tag zuvor machen wir wieder Rast am Idrosee und besprechen die weitere Tagesroute. Unser Tagesziel – das Rifugio auf dem Passo di Crocedomini – würden wir auf zwei verschiedenen Wegen erreichen. Stephan und Nico nahmen den besser ausgebauten Weg über Bagolino und Valle Dorizzo, während ich die rustikalere Variante vor mir hatte: ab Anfo über den Passo del Baremone, Passo della Spina, Passo della Berga zum Maniva-Pass und von da aus über die SP345 zum Crocedomini. Schließlich fuhr ich ja die R nineT Scrambler mit dem 19 Zoll Vorderrad, da musste sie sich auch im ruppigeren Terrain beweisen können.

Der Passo del Marè wie der Passo del Baremone auch genannt wird beginnt mit einer schmalen, aber asphaltierten Ostrampe, die mit ihren vielen Kehren und Kurven auch für Fahrer von Straßenmaschinen gut befahrbar ist. In vielen Kehren kann an durch das Tal herunter auf den Idrosee blicken. An Aussichtspunkten ist die gesamte Tour wirklich nicht arm.

Die Fortsetzung der Route ist eher für Enduristen interessant: das ehemalige Militärsträßchen, das durch drei Tunnel führt, ist zum großen Teil geschottert und verläuft stellenweise sehr ausgesetzt und ohne Randsicherung an der Felswand entlang. Vor allem die Abschnitte mit Felsüberhängen sind dabei stark steinschlaggefährdet! So wundert es einen nicht, als ein paar Kehren hinter der Passhöhe des Passo della Berga in einer 90 Grad Kurve eine Madonna in einer Aussparung in der Felswand steht. Sie blickt, genauso wie ich, ehrfürchtig ins Tal und über den steilen Felsabhang hinunter, der natürlich ohne Leitplanke auskommen muss.

Die Höhenstraße war einige Jahre zwischen der Giogo del Maniva und dem Scheitel des Passo del Dosso Alto durch einen Felssturz blockiert. Inzwischen wurde dieser Abschnitt wieder instand gesetzt. Erwartet hier aber keine Autobahn, nach dem Tunnel hinter der Madonna-Kurve wartet sehr grober Schotter auf Euch und zum Schluss eine winzige Galerie zum Schutz gegen Steinschlag, durch die maximal ein Fiat Panda durchpassen würde.

Ab dem Maniva Pass konnte ich wieder einige Kilometer auf Asphalt zurück legen bis zum Dosso dei Galli. Leider sank die Temperatur bis auf 13 Grad und ein Gewitter zog auf, so dass ich die ehemalige NATO Radarstation nur in Nebelschwaden besichtigen konnte. Das Tor zur Radarstation steht offen, aber vor dem Tor liegen mehrere Felsbrocken, so dass man nur mit dem Motorrad, nicht aber mit dem Auto durchkommt. Alternativ bleibt dann nur ein 1km langer Fußweg bis oben, aber es lohnt sich.

Die letzten neun Kilometer zum Crocedomini ging es wieder auf Schotter weiter. Wäre an sich kein Problem gewesen, aber teilweise hatte ich wegen des Nebels und des Regens unter fünf Meter Sicht. Manchmal gab mir der Blick auf das Navi einen besseren Überblick über das, was vor mir war. Merke: auch hier gab es keine Leitplanken, aber wenigstens war die Strasse etwas breiter als auf dem Maniva-Pass.

Gut eine halbe Stunde später erreichte ich das Rifugio und natürlich klarte in dem Moment das Wetter auf, als ich das Motorrad abstellte. Stephan und Nico erwarteten mich schon mit Kaffee und Kuchen.

Auch wenn die Route nur 105km lang ist, braucht ihr hierfür wirklich Zeit. Reine Fahrzeit waren es für mich rund sechs Stunden. Aber das kleine Mikroabenteuer lohnt sich auf jeden Fall.

Der Tag klang aus bei einem sensationellen Essen im Rifugio, der Wirt ist echt eine Erscheinung. Er sieht aus wie der Bruder von Bud Spencer und hat auch eine ähnliche Stimme. Geschlafen haben wir in einer separaten Steinhütte neben dem Rifugio, hier haben bis zu 10 Leute Platz, es gibt einen großen Esstisch sowie eine komplett eingerichtete Küche. Und das beste? Die Übernachtung kostet mit Abendessen und Frühstück nur 50€ pro Nase. Absolute Empfehlung. Alle Informationen findet ihr auf der Website des Rifugios.

Die Route des Tages findet ihr unter https://kurv.gr/N7Vv4 zur Absicht und unter https://kurv.gr/3EP8C zum Download. Einen besonderen Dank möchte ich an dieser Stelle Pamela Beckmann aussprechen, ohne deren Tipps ich nicht auf diese Route heute gekommen wäre: Danke Dir, Moto Pamikaze!

Gesamtüberblick der Tour