Noch eine Woche Urlaub, Frau muss arbeiten und Kind in die Schule und einen sehr guten Freund, der aktuell mit dem Wohnmobil auf einem Campingplatz in Simuni auf der Insel Pag an der kroatischen Adria Urlaub macht und laufend schöne Bilder von kristallklarem Wasser, tollen Sonnenuntergängen schickt inkl. dem Angebot, dass er noch genügend Platz im Womo hätte…

Also kurzerhand die Reisefreigabe von Frau und Kind eingeholt, die Flipflops, Badehose und Strandtuch sowie ein paar Klamotten eingepackt und die Karte auf dem Tisch ausgebreitet sowie Google Maps aktiviert. Ergebnis: könnte man in einem Tagesritt schaffen, aber dann bleiben die Dolomiten „ungenutzt“ liegen, und das wäre bei dem vorhergesagten Wetter sowie den laufenden Berichten von leeren Straßen auf der Sella doch viel zu schade. Ungefähr auf der Hälfte sollte nun der Zwischenstopp liegen und Booking.com schlug ein tolles kleines Hotel zu einem super Preis oberhalb von Udine vor. Mit ein paar Klicks stand die Übernachtungsmöglichkeit und mit ein paar weiteren Eingaben in meinen Navigator war die Route auch geplant.

Anreise Kroatien Tag 1 – Tolle entspannte 459 km von München nach Cassacco (Udine)

Um 5:00 hat mich sprichwörtlich der frühe Vogel direkt vor dem Schlafzimmerfenster geweckt. Also schnell eine Katzenwäsche und ein paar Laugenstangen belegt und um 5:45 saß ich auf dem 🏍 .
Gemütlich ging es über Bad Tölz am Sylvenstein-Stausee über Vorderriß nach Wallgau, weil Einsiedel gesperrt war. Den Seefelder Sattel runter und über Axams auf die alte Brennerstraße, die bis oben auf den Brenner „mir gehörte“ – kein anderes Zwei-/Vierrad unterwegs. In Sterzing noch kurz überlegt, ob ich doch bis zum Grödnertal die Autobahn nehme, aber da so wenig Verkehr war, verworfen, was auch gut war, denn unterwegs entschied ich mich für das Val Gardena, was definitiv die richtige Wahl war, denn auch hier so gut wie keiner unterwegs. Dann ging es auch schon vom Grödner Joch auf die Sella Ronda. Passo Sella und Passo Pordoi mit kurzem Fotostop genossen und rauf zum Passo di Falzarego auf die Große Dolomitenstr. nach Cortina d‘Ampezzo.

Bei der Auffahrt von dort zum Tre Croci blieben kurz hinter Cortina die ersten Wolken an den Bergspitzen hängen und verdunkelten den Himmel, aber diesen konnte ich über die Auffahrt zum Sella Ciampigotto noch entfliehen. Auf dem Pass fielen dann aber doch die ersten Tropfen, so dass ich mal vorsichtshalber den Regenkombi angezogen habe – nach 2 km dann die Bestätigung: Es begann ordentlich zu regnen. Meinen geplanten Weg über den Sella di Razzo versperrte anschließend ein Schild mitten auf der Straße: Chiuso 🤬 Aber ein entgegenkommender Motorradfahrer hob den Daumen, so dass ich trotzdem durchgefahren bin. Wieder eine richtig Entscheidung, denn die Straße ließ sich bestens fahren (wohl aber, weil die Wald- und Bauarbeiten heute am Samstag ruhten). Über Ampezzo bis Enemonzo und dann südlich an Tolmezzo vorbei über Berg und Tal zu meinem heutigen Ziel in Cassacco. Nach fast 11 Stunden im Sattel schmeckte das „Zahre“ Stiefelbier (und auch die weiteren Biere während der Tourplanung für den nächsten Tag) im Hotel Qui Wolf Udine hervorragend. Die Speisekarte ließ mir das Wasser im Munde zusammenlaufen, so dass ich den Tag krönte mit Tagliolini al Prosciutto und einem anschließenden Filetto di Manzo Avvolto, das bisher beste Filet in meinem Leben. Dazu einen Vino bianco de la Casa und der fabelhafte Tag war perfekt.

Anreise Kroatien – Tag 2

Der frühe Vogel … da ist er wieder, aber diesmal mit einen lauten Gezeter vor dem Fenster. Und dazu das Klatschen der Tropfen auf die Kirschlorbeer-Hecke … so war das aber nicht vorhergesagt in der WetterApp und ich habe mir das wettertechnisch so auch nicht vorgestellt.
Egal, Klamotten aufs 🏍 geschnallt, ein kleines italienisches Frühstück (Croissant und Cappuccino) und es ging los gen Kroatien. Bei der Abfahrt war es dann trocken und ca. 1/2 Std. war der Wettergott gnädig und es blieb „trocken“, aber dann begann es immer heftiger zu regnen, was mich zu dem Entschluss führte, die „schnelle Route“ zu wählen, d.h. Autostrada gen Triest. Aufgrund des Starkregens entschloss ich mich auf der „Autostrada“ zu bleiben, d.h. schnell eine Vignette für Slovenien an der Tanke gekauft und die Überdachung genutzt, um das Visier und die Brille wieder tropfenfrei zu bekommen – ein sinnloses Unterfangen, denn nach wenigen Minuten war der gleiche Zustand erreicht wie vorher.
Nach Slowenien rein ging es ohne irgendwelche Kontrollen und der Regen ließ endlich kurz vor der kroatischen Grenze nach. Auch hier bei der Ausreise einfach durchgewunken (warum hatte ich noch mal den PCR-Test gemacht ?) und bei der Einreise stand erst gar kein Grenzer.
Um Rijeka herum dann den Weg über kurvige Straßen bei leider wieder immer stärker werdendem Regen gewählt, bis endlich die berühmte Küstenstraße kam. Der Regenkombi war also heute für 4,5 Std. meine zweite Haut bis Klenobica auf der kurvigen Küstenstraße, eingerahmt von dem Nationalpark zur Linken und der rauhen Felsenküste zur Rechten. Ab da kam dann die Sonne durch und nix wie raus aus dem Gummi.
Die Fähre auf die Insel Pag in Prizna war leider gerade weg, so dass ich noch genügend Zeit für ein „Fotoshooting“ in der Sonne hatte. Nach kurzer Überfahrt waren es noch ca. 20 km bis zum Ziel (Camping Village Simuni), wo ebenfalls das Stiefelbier auf mich wartete – allerdings habe ich aufgrund der Temperaturen vor dem ersten Schluck noch schnell die Moppedklamotten und Stiefel gegen Badehose und Flipflops getauscht.

Ab jetzt hieß es URLAUB: Morgens irgendwann gemütlich vor dem Wohnmobil frühstücken, anschließend mit einem Buch zum Strand und zwischen Liege und Meer pendeln. Nachmittags dann ein Bierchen (oder vielleicht auch ein oder zwei mehr 😉 an der Strandbar mit Blick aufs Meer und guten Gesprächen und zum Tagesabschluss dann die kroatische Küche genossen. Und so kam es, wie es kommen musste – das Mopped blieb 5 Tage stehen und die geplante Tour ins Landesinnere wurde auf das nächste mal verschoben.

Rückreise Kroatien – Cassacco

Irgendwann geht auch mal der Urlaub dem Ende zu und die Heimreise stand an.
Der erste Teil der Rückreise beginnt, wie das Ende der Anreise: Vom Campingplatz in Simuni ging es zur Fähre und dann die Küstenstraße entlang gen Rijeka bis nach Novo Vinodolski und von dort nach rechts in die Berge. Eine tolle Berglandschaft. Über kleinste Straßen durch Banovina – Delnice und dort durch den National-Park: Kurvenwedeln über 50 km. Große gelbe Verkehrsschilder warnten die Motorradfahrer vor dem kurvigen Straßenverlauf – bestimmt deshalb, weil diese tollen Kurven auf gutem Untergrund Suchtpotenzial haben ;-).
Eigentlich wollte mich das Navi schon in Cabar über die Grenze nach Slowenien lotsen, aber da ich keinen aktuellen Corona-Test vorzuweisen hatte, hat mich der Grenzer nach Prezid geschickt (warum braucht man eigentlich einen Test, wenn man das Land verlassen will ?). Egal, dort ging es ohne irgendwelche Fragen raus aus Kroatien und rein nach Slowenien. Immer grob in die Richtung Tolmin und den Vorgaben „kurvenreiche Strecke“ folgend. Entlang dem Kuss auf der Str. 102 gab es wieder Kurvenwedeln par Excellence. In Tolmin dann noch mal den Tank ordentlich gefüllt und weiter gen Norden mit der Zieleingabe „Hotel Qui Wolf“ in Cassacco (dort war es auf dem Hinweg so nett und lecker, da überlege ich doch nicht lang ..).
In Kobarid sollte ich dann lt. Navi gen Westen in die Berge … aber auf meiner Alpenkarte gab es dort gar keinen Übergang .. egal, das Navi wird es schon wissen (hoffentlich). Auf kleinsten Straßen (eher geteerte Waldwege) ging es immer leicht den Berg hinauf – hinab – hinauf – hinab .. (immer mit der Hoffnung, dass mich kein kleinkarierter Grenzer zurück schickt) .. und irgendwann fahre ich über eine Brücke und zack, bin in Italien 😎 … wieder bergauf und durch den Taipana-Nationalpark. Seit dem Abzweig von Slowenien kein Auto vor oder hinter mir, lediglich die Wolken werden immer dunkler und lassen ein paar Tropfen fallen, die allerdings fast verdunstet sind, bevor sie auf der Straße landen, d.h. heute kein Regenkombi notwendig. Und schon öffnen sich die Berge und der Blick weitet sich gen Süden. Kurz vor dem Ziel noch einen Fotostop – und da weiten sich auch meine Augen, denn dort, wo ich noch vor einigen Stunden/Minuten war, geht wettertechnisch scheinbar gerade „die Welt unter“.
So kann ich das leckere Zahre-Stiefelbier noch im Garten genießen, aber schon bald öffnet sich auch hier der Himmel. Das leckere Abendessen (das Filetto di Manzo musste es noch mal sein – traumhaft) ist dann der krönende Abschluss eines kurvenreichen Tages mit 391 km im 🏍 Sattel von 🇭🇷über 🇸🇮nach 🇮🇹.

Rückreise Tag 2 – Cassacco nach München

Nicht wie beim ersten mal im Qui Wolf Udine Regen am Morgen, sondern ein blauer Himmel und Sonnenschein. Ruckzuck waren die Sachen auf dem Mopped verstaut und nach einem Cappuccino und einem Tiramisu (ja, richtig, Tiramisu zum Frühstück) ging es los gen Heimat. Auf kleinen Straßen und wenig Verkehr über Tolmezzo in die Karnischen Alpen – so gut wie kein Verkehr rauf auf den Plöckenpass sowie weiter ins österreichische Kötschach-Mauthen.
Da ich den Spätnachmittag mit der Familie verbringen wollte und den Großglockner schon mehrfach gefahren bin, entschied ich mich für die Strecke durch den Felbertauerntunnel bis Mittersill. Ebenfalls mit kaum Verkehr ging es über den Jochberg bis Kitzbühel und von dort über Wörgl und Kufstein kurvenwedelnd nach Bayrischzell und Miesbach. Nach 356 km gab es das Stiefelbier und Snack auf der heimischen Terrasse in München.

Alles in allem eine tolle Tour und bestimmt eine Wiederholung wert !