Motorradblog über Benzinkultur, Motorradtouren und Custombikes

Mario30095, CC BY 3.0 , via Wikimedia Commons

Die Formel1 und ich in den letzten 35 Jahren

Vor ein paar Tagen fand der letzte Formel1 GP dieser Saison statt. Das diesjährige Saisonfinale stellte auch das Finale für RTL dar, die nach 30 Jahren F1-Übertragung den Staffelstab übergeben an Sky. Auch für mich wird das bedeuten, daß mangels Sky-Abo andere Serien in Zukunft Priorität haben werden. Zeit für einen kleinen Rückblick.

Seit ungefähr 1984 verfolge ich die Formel 1. Der erste F1 Grand Prix, an den ich mich bis heute erinnern kann, war der erste Grand Prix Sieg von Gerhard Berger 1986 in Mexiko. Damals war ich gerade bei Freunden in Wien zu Besuch und der ORF übertrug das Rennen live. Piquet, Mansell, Senna und Prost hießen damals die Gegner.

Ein paar Jahre später crashten Senna und Prost, was damals den WM-Ausgang besiegelte (Senna sollte in der Folgesaison seine Revanche bekommen):

Hängen geblieben ist bei mir auch noch der Große Preis der USA 1989. Damals für Christian Danner für Rial-Ford und stand in der Startaufstellung auf dem 26 und letzten Platz. Am Ende des Rennens fuhr er als vierter über die Ziellinie und erzielte das beste Ergebnis seiner Formel-1-Karriere.

Im Jahr darauf bügelte Mansell im Ferrari Gerhard Berger auf der Aussenbahn der berüchtigten Peraltada:

Ich erlebte Piquet, Prost, Senna und Mansell als Weltmeister und war geschockt, als an einem Wochenende in Imola erst Roland Ratzenberger und dann Ayrton Senna ihr Leben ließen.

Häkkinen, Raikönnen und Coulthard sowie den jungen Michael Schumacher sah ich um WM-Punkte balgen. Eddie Irvine war ein Spaß.

Von 2000 bis 2004 wurde Michael Schumacher viermal in Folge auf Ferrari Weltmeister und sorgte für eine Euphorie sondergleichen in Deutschland.
Ein besonderer Moment zwischen Hakkinen und Schumacher war sicherlich dieses Überholmanöver in Spa-Francorchamps im Jahr 2000. Sicherlich einer der Formel1-Klassiker:

Während der Schumacher-Jahre hatte sich meine Frau so sehr an die Abfolge der deutschen und italienischen Nationalhymnen bei den Siegerehrungen gewöhnt, dass sie sehr irritiert war, wenn ein Rennen nicht in der erwarteten Reihenfolge enden sollte.

Die Jahre 2008 und 2009 sind mir auch noch gut im Gedächtnis.
Die Art und Weise wie Lewis Hamiltons erster WM-Gewinn 2008 zustande kam, war sensationell. Die Entscheidung sollte im letzten Rennen der Saison, dem GP von Brasilien in Interlagos fallen. Felipe Masse im Ferrari startete auf Pole, gewann das Rennen und fuhr die schnellste Rennrunde. Fernando Alonso landete auf dem zweiten Platz vor Kimi Räikkönen und Sebastian Vettel ins Ziel. Lewis Hamilton wurde Fünfter.
Der Regen kurz vor Schluss zwang fast alle Fahrer noch einmal zum Reifenwechsel in die Box. In den dramatischen letzten Runden schien Massa tatsächlich Weltmeister werden zu können, als Hamilton von Vettel überholt wurde und somit nur noch auf dem sechsten Rang lag, nachdem Timo Glock auf Trockenreifen auf der Strecke geblieben war und den vierten Platz übernommen hatte. Bei dieser Konstellation wäre Massa punktgleich mit Hamilton Weltmeister geworden, da er einen Saisonsieg mehr auf dem Zettel hatte. In der letzten Runde überholten Vettel und Hamilton jedoch Glock, der seinen Toyota mit Trockenreifen kaum noch auf der immer nasser werdenden Strecke halten konnte. Hamilton sicherte sich so den entscheidenden Punkt gegenüber Massa.
Ich erinnere mich noch an die unfaßbare Enttäuschung des heimischen Publikums und wie am Boden zerstört Felipe Massa war. Drama pur.

Im Folgejahr feierte ein neues Team Premiere: Brawn GP trat mit Jenson Button und Rubens Barichello an. Entstanden aus dem Honda Werksteam der Vorsaison, ausgerüstet mit Mercedes-Motoren und Richard Bransons Virgin Group als Hauptsponsor gelang Brawn GP die Sensation: sie gewannen auf Anhieb die Fahrer- und Konstrukteursweltmeisterschaft. Jenson Button gewann in der ersten Saisonhälfte sechs Grand Prix und legte somit den Grundstein für seinen WM-Titel.

In der zweiten Saisonhälfte kam Sebastian Vettel in seiner ersten Saison bei Red Bull Jenson Button nahe, konnte ihn aber nie einholen. Ein Rennen vor Schluss sicherte sich Button vorzeitig den Weltmeistertitel. Durch seinen Sieg beim Saisonfinale in Abu Dhabi wurde Vettel Vizeweltmeister vor Rubens Barrichello.

Ab 2010 folgen nun die Vettel-Jahre. Vier Jahre in Folge sollte er sich im Red Bull-Renault den WM-Titel sichern. Im übrigen gab es 2010 ganze sieben deutsche Formel 1 Fahrer im Feld mit Nico Rosberg, Nico Hülkenberg, Timo Glock, Adrian Sutil, Nick Heidfeld, Michael Schumacher und Sebastian Vettel. Seine dominanteste Saison hatte Vettel 2013, er erzielte 397 WM-Punkte und 13 Siege. Neun Siege davon in Folge in der zweiten Saisonhälfte.

In 2013 und 2014 konnte man mit Ferrari auch noch was reißen, Fernando Alonso wurde jeweils Vizeweltmeister, Vettel schaffte es 2015 hinter beiden Mercedes-Piloten noch auf den dritten WM-Rang.

Ab 2014 zeigt sich das gewohnte Bild. Für sieben Jahre in Folge wird ein Mercedes-Pilot Weltmeister. Nico Rosberg wird sich nach seinem F1 Titel in 2016 rühmen dürfen, der einzige Fahrer in der Geschichte der F1 gewesen zu sein, der den besten Fahrer aller Zeiten auf gleichem Material geschlagen hat. Schade, daß er abgetreten ist.

Jahrelange Dominanz eines Fahrer oder eines Teams geht oft auf Kosten der Spannung. Wenn im Rennen dann auch keine Positionswechsel erfolgen und alle nur die Startreihenfolge in Polonaise ins Ziel fahren, leidet die Attraktivität der Rennserie.

Die Saison 2020 bot hier ein paar Lichtblicke. Verantwortlich dafür war vor allem Max Verstappen, der als einziger in der Lage war, das Mercedes-Duo regelmässig zu ärgern. Ein erster Höhepunkt waren sicherlich die beiden GPs in Silverstone. Beim Reifendrama beider Mercedes-Fahrer hätte Max der Sieg gehört. Wäre er nicht kurz vor Ende des Rennens nochmal an die Box gefahren, um neue Reifen für die schnellste Rennrunde auszufassen. Zu dem Zeitpunkt konnte auch keiner ahnen, daß kurze Zeit später sowohl Hamilton als auch Bottas das Gummi um die Ohren fliegen sollte:

Beim zweiten Rennen in Silverstone eine Woche später sollte es für Verstappen dann zum Sieg reichen. Und das ausgerechnet beim 70. GP-Jubiläum auf der Traditionsrennstrecke.

Am überraschendsten war sicherlich der GP von Italien in Monza. Bottas wird schon am Start durchgereicht, Hamilton biegt in die geschlossene Boxengasse ab und Verstappen muss seinen Boliden abstellen. Auf dem Podium durften wir mit Pierre Gasly, Carlos Sainz und Lance Stroll drei neue Gesichter begrüßen. Herrlich!

Beim GP Sachir ballerten die Fahrer mit Rundenzeiten unter einer Minute um den Bahrain International Outer Circuit. George Russel ersetzte den positiv auf Covid19 getesteten Lewis Hamilton und ließ bereits im ersten Training am Freitag Valteri Bottas alt aussehen. Bottas konnte sich zwar die Pole sichern, aber bereits am Start übernahm Russel die Führung. Hätte die Mercedes-Crew beim Boxenstopp nicht die Reifen der Rennwagen verwechselt, hätte er die Chance auf seinen ersten Sieg gehabt. So wurde es nur Platz 9 und die schnellste Rennrunde. Sergio Pérez gewann das Rennen vom letzten Startplatz aus vor Esteban Ocon und Lance Stroll. Für Pérez war es der erste Sieg in der Formel 1, während Ocon sein erstes Podium einfuhr.

Einen schönen Moment bescherte und das Saisonfinale in Abu Dhabi. Fernando Alonso kehrt 2021 in die F1 zurück und durfte auf dem Yas Marina Circuit seinen 2005er Weltmeister-Renault um den Kurs scheuchen. Der Sound des V10 lenkte Lewis Hamilton im Interview ab und sorgte auch beim siebenmaligen Weltmeister für Gänsehaut:

Der diesjährige, verkürzte Rennkalender brachte den Rennzirkus der Formel1 an neue Orte. Der Nütburgring durfte wieder mal mitspielen. Mugello und Portimão dienten bislang nur als Teststrecken und wurden dieses Jahr Austragungsorte eines GP. Vor allem Portimão hat mir sehr gut gefallen, sowohl bei der F1 als auch bei der MotoGP. Eine spannende Strecke mit Charakter, die mir sehr viel besser gefällt als viele der Tilke-Kreationen. Ok, Yas Marina gefällt mir wegen der Fahrt in den Sonnenuntergang, der Circuit of the Americas v.a. wegen seiner Kurve 1 (Bergaufpassage mit Haarnadelkurve). Aber tief im Herzen bin ich großer Fan der Klassiker, allen voran Spa-Francorchamps, aber auch Silverstone (altes Layout bis 2009), Suzuka und Interlagos.

Eau rouge

Im nächsten Jahr wird es für mich vor allem mehr MotoGP geben. Auch hier hat der Ausfall von Marc Marquez für eine sehr abwechslungsreiche Saison gesorgt. Und was kuckt ihr so?

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Was mich in 2020 bewegt hat

  1. Schöner Einblick. Bei mir ging es ganz klassisch los 1984, als ein unbekannter junger Fahrer namens Michael Schumacher die Crew bei Jordan in seinem ersten F1-Rennen veblüffte. Und nicht nur die. Kurz darauf bekam er ein Cockpit bei Benetton und der Rest ist Geschichte.

    Für mich hieß das jedes Wochenende Quali und Rennen gucken. Nachts aufstehen war sonnenklaren, wenn ein GP nachts übertragen wurde.

    Einschneidend war für mich zum einen ein Rennen in einer Fankneipe in Kerpen zu gucken und zum anderen ein Ausflug in die Eifel zum GP am Nürburgring.

    Schöne Zeiten! Nun hadere ich noch, ob ich die nächste Saison im Pay-TV schaue. Lohnen wird sichs. Hamilton, Vettel, aber auch Alonso und Kimi. Bin gespannt, wofür ich mich entscheide.

  2. Gonzo

    Mein erstes Rennen im TV war das letzte Rennen von Senna, daran kann ich mich noch ganz gut erinnern. Auch musste ich zum Gucken immer zur Tante ins Haus nebenan, die hatte eine Satellitenschüssel. Ich glaube bis auf wenige Ausnahmen um 99-2000 rum habe ich bis jetzt alle Rennen gesehen, damals habe ich manchmal zur Rennzeit auf Staatskosten im Zug zur Kaserne gesessen. Die letzten paar Jahre ist die Formel 1 aber für mich eigentlich nur noch Soap Opera und so richtig passe ich nicht mehr auf was da abgeht. Die MotoGP hat mich, vor allem nach Erlangen des Motorradlappens, doch mehr und mehr begeistert.
    Ein Sky Abo sehe ich mich noch nicht abschließen. Ich weiß noch wie Premiere damals gebockt hat als ich den Vertrag kündigen wollte und ich sinnlos weiter zahlen musste, Webplayer fürn Browser gibt es nicht und auf meinem Streaming-PC unterm TV läuft kein Windows.

  3. Tante Inge

    Sehr schön geschriebener Bericht von dir. Formel 1 war ganz lange ganz großes Kino für mich. Durch einen motorsportverrückten Vater und Onkel habe ich bereits meine Kindheit an den Rennstrecken der Welt verbracht. Ligier und Tyrell waren die Teams meiner Kindheit. Mein Bruder mochte Ferrari. Ich nicht. Rot war nie meine Farbe.
    Ich erinnere mich auch an unser beiden Fernkonferenzen zum Saisonstart. Zunächst mit Bier bei durchgefeierten Nächten, dann mit Kaffee für das frühe aufstehen. Wir werden halt auch älter.
    Dann wurde das Reglement immer komischer und die Formel 1 immer uninteressanter. Als man dann allen Fortschritt verboten hat und nicht mehr überholt wurde, bin ich ausgestiegen.
    Heute gucke ich nur wenig Sport im Fernsehen, da mir die Zeit für‘s Selbermachen wichtiger ist. Aber abends auf YouTube gucke ich gerne Supercross. Ken Roczen ist der Schuhmacher dieses ultra harten Sports. Und Tomac der Sohn einer meiner MTB Legenden. Apropos MTB. Wer einmal einen Downhill Worldcup gesehen hat, weiß wie Spannung aussieht.

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