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Auf der Suche nach dem perfekten Helm

Wenn man ganz platte Klischees bemühen möchte: was man dem weiblichen Geschlecht in Sachen Schuhe und Taschen kaufen nachsagt, trifft bei mir zu in Sachen Motorradhelmen. Schlimm, ganz schlimm. Vor 3,5 Jahren habe ich schon mal eine Zusammenfassung der bis dato gefahrenen Helme gegeben, der Einfachheit halber zitiere ich mich hier mal selber:

Noch zu Rollerzeiten fuhr ich einen HJC-Jethelm, mit dem ich sehr zufrieden war. So gesellte sich nach dem Umstieg auf das Motorrad das Integral-Schwestermodell HJC IS-16 dazu, der mit einem Pinlock-Visier und einem Scala Rider Q1 aufgerüstet wurde. Der Nachfolger des HJC wurde im Shootout des Bell Bullit gegen den Nolan N40 Full ermittelt. Der Sieger Nolan wurde ebenfalls mit Pinlock-Visier und einem Intercom ausgerüstet – dem Nolan n-com B5. Weitere Hartmützen im Kettenritzel-Sortiment sind der Nexo Hog für den sommerlichen, urbanen Einsatz und der O’NEAL MX 2 Series, wenn es mal enduromässig schmutzig wird.

Hier mal die Helme als kleine Bildergalerie, bevor wir mit den aktuelleren Modellen weitermachen (zu einigen Helmen gibt es separate Posts, ein Klick aufs Bild führt Euch dahin):

HJC Jethelm
HJC IS-16
O’NEAL MX 2 Series mit Nexo-Brille
Nexo HOG
Nolan N40 Full mit n-com B5 Kommunikationssystem
Nolan X-201 Puro Ultra Carbon 1 Jethelm
Bell Bullit Carbon in Chemical Candy Black Gold

Ende letzten Jahres habe ich mich nach einem Ersatz umgesehen zu meinem nun schon ziemlich verwohnten Nolan N40 und bin zunächst beim Caberg Jackal gelandet. Warum er mich nicht wirklich glücklich gemacht hat und warum nun ein brandneuer Nolan N70-2 X Grandes Alpes nun im Regal steht, dazu kommen wir jetzt.

Caberg Jackal

Caberg Jackal

Mit dem Caberg Jackal habe ich ungefähr die Hälfte der in diesem Jahr gefahrenen Kilometer zurückgelegt. Die Kaufentscheidung habe ich beschämenderweise nur nach optischen Kriterien getroffen. Ok, ein paar Testberichte hatte ich mir auch dazu angeschaut:

Zur Ausstattung des Caberg Jackal:

  • das kratzfeste, klare Visier ist vorbereitet für ein Pinlock,
  • er verfügt über eine getönte, integrierte Sonnenblende,
  • die Helmschale ist aus Thermoplast und kommt in zwei Größen (XS-L, XL-XXL),
  • das Gewicht beträgt 1.450g (kleine Helmschale) bzw. 1.500g (große Helmschale),
  • verschlossen wir der Helm über einen Ratschenverschluss,
  • das Innenfutter ist komplett herausnehm- und waschbar,
  • ein 3-Wege Ventilationssystem sorgt für einen kühlen Kopf (verstellbarer Kinn- und Oberkopfbereich sowie Hinterkopfentlüftung),
  • inklusive Wind- und Atemabweiser,
  • vor einem Jahr zahlte man noch knapp unter 200€ für den Jackal, mittlerweile ist er auch zwischen 99-139€ zu bekommen.

Die erste Anprobe war gut, die Innenpolsterung saß stramm, aber angenehm. Die Schieber an den Belüftungsöffnungen waren etwas schwergängig zu Beginn, das verbesserte sich aber bei der Benutzung. Was leider nicht für das Sonnenvisier gelten sollte. Zum einen war der Schieber mit dem Handschuh schwer zu ertasten, dann war er so schwergängig, daß es immer ein Kampf war, das Visier hoch oder runterzumachen. Auch mit etwas Silikonspray war hier keine Besserung herbeizuführen. Bei schnellen Helligkeitswechseln ist das aus meiner Sicht ein Sicherheitsrisiko. Und es ärgert mich jedes Mal an dem Helm.

Ein anderes Manko ist der Ratschenverschluss. Die Metallzunge wirkt nicht sehr vertrauenserweckend, von der Materialstärke ist er im Vergleich zu meinen anderen Helmen sehr dünn und das Einrasten könnte „solider“ klingen.

Während er Fahrt waren die Windgeräusche meinem Empfinden nach ok. Er ist nicht der leiseste, gerade bei geöffneten Lüftungsschlitzen merkte man schon einen Geräuschanstieg. Die Durchlüftung des Helmes ist sehr gut, für den Sommer passt das auf jeden Fall, aber in Herbst und Winter war es mir doch etwas zu zugig. Und ganz schliessen konnte man gerade die Kinnbelüftung nicht, weil sonst die Beschlagneigung des Visiers trotz Pinlock sehr intensiv war.

Ich hatte den Caberg mit einem Sena 10C Evo Intercom verheiratet (mehr zum Intercom weiter unten im Artikel). Die Ehe war aber von kurzer Dauer. Auf kurze Strecken ging es, aber auf längeren Touren wie bei der Überführung meiner F800 GS taten mir nach 450km so dermassen die Ohren weh, weil die Lautsprecher des Intercoms nicht sauber im Helm zu positionieren waren. Egal wie oft ich sie hin- und herschob, es führte nach längeren Etappen immer zu Schmerzen. Also baute ich das Sena wieder aus und packte es übergangsweise wieder in meinen alten Nolan N40 und fuhr mit dem alten Helm die Erzgebirgstour. Und hier bemerkte ich bei Antje, die uns am zweiten Tage begleitete, ihren neuen Helm, einen Nolan N70-2 X. Der gefiel mir gut und ich beschloss, mir den mal näher anzuschauen.

Nolan N70-2 X Grandes Alpes

Wie mein alter N40 ist der Nolan N70-2 X als Crossover-Systemhelm konzipiert. Die Bandbreite der acht verschiedenen Konfigurationen reicht vom harten Trial- und Enduro-Fahrten bis zum reinen Touringeinsatz auf der Straße. Das große Schild, das Visier und das Kinnteil sind mit wenigen Handgriffen abnehmbar und können frei miteinander kombiniert werden.

Die Ausstattungsmerkmale:

  • Flexibles Helmkonzept mit acht verschiedenen Konfigurationsoptionen, inkl. abnehmbaren Kinnteil, und Offroad-Schild
  • Großes Sichtfeld, inklusive abnehmbaren Ultrawide-Visier (und sichtfeldmaximiertem Pinlock®-Innenvisier)
  • Atmungsaktive Clima Comfort Top Mikrofaserstoffe für Innenausstattung und Wangenpolster (für die Helmpflege jew. herausnehmbar), inkl. abnehm- und einstellbaren Nackenpolster
  • AirBooster-Belüftungssystem
  • Justierbarer Microlock2-Kinnriemenverschluss
  • Innenliegende, mehrstufig einstellbare VPS-Sonnenblende, schnelles Hochklappen per Knopfdruck
  • Mit P/J Homologation gemäß ECE-Norm 22-05 zugelassen als Jet- und als Integralhelm
  • Vorbereitet für Kommunikationssysteme und Emergency Stop Signal (ESS)
  • der UVP liegt zwischen 289,99 bis 389,99 Euro, da ich meinen erst vor ein paar Wochen zum allgegenwärtigen Jahresschlussverkauf erwarb, bekam ich ihn für 40€ günstiger für 280€.

Wie bei allen Nolan-Helmen war es auch hier wieder so: aufziehen und wohlfühlen. Mit meiner großen, ovalen Rübe passt mir nicht jede Helmmarke, aber Nolan kann ich blind kaufen.

Was mir auch beim N70 sofort taugte: das große Sichtfeld. Das hatte mich damals auch zum Kauf des N40 gebracht, gerade im städtischen Verkehr möchte ich eine bessere Übersicht haben. Beim N70 kommt zwar das Enduro-Kinnteil etwas ins Sichtfeld, aber nach links und rechts ist das Sichtfeld sensationell. Der Caberg ist in diesem Aspekt auch nicht schlecht, reicht aber an den Nolan nicht heran.

Etwas gewöhnungsbedürftig war der kurze Microlock2-Kinnriemenverschluss. Rastet aber nach zwei Klicks sicher ein. Der Helm sitzt sehr gut und sicher ohne zu drücken. Das Innenfutter fühlt sich sehr angenehm an und kratzt nicht.

Vor der ersten Ausfahrt montierte ich noch schnell das Sena 10C Evo im Helm. Das Innenfutter war schnell rausgenommen, die Sena Lautsprecher passen exakt in die Lautsprecheraussparungen, die eigentlich für das Nolan n-com vorgesehen sind. Einziges Manko: für das Schwanenhalsmikro findet sich kein Platz an dem man das Klettpad aufbringen kann. Ich habe es einfach so in das Wangenpolster geklemmt. Noch ist es nicht rausgefallen. Wie ihr übrigens auf den Bildern sehen könnt, hatte ich sowohl auf dem Caberg als auch auf dem Nolan das Sena mit der Klebehalterung fixiert. Die Klemmhalterung war mit zu sperrig am Helm. Man muss beim Aufbringen der Klebehalterung auf jeden Fall den späteren Kamerawinkel im Auge haben. Im Gegensatz zur Klemmhalterung kann man die Ausrichtung bei der Klebehalterung nicht mehr justieren. Deshalb macht das am besten zu zweit.

Mit dem Helm bin ich jetzt die letzten Wochen kürzere und längere Touren gefahren. Der Tragekomfort ist super, die Lärmentwicklung für einen Endurohelm mit großem Schild völlig in Ordnung. Bei höheren Tempi auf der Autobahn empfiehlt es sich vor dem Spurwechsel mit Bedacht den Kopf zu drehen, da die Seitenwindempfindlichkeit durch das große Schild erhöht ist.

Die Bedienung fürs Sonnenvisier ist ans Kinnteil gewandert, beim N40 war der Hebel noch am Visierscharnier angebracht. Beim N70 ist es ein Schieberegler zum runterfahren und ein Rückstellknopf zum Hochfahren. Beides funktioniert schnell und reibungslos.

Optisch taugt mir der Helm auch voll. Gerade das Dekor in Mattschwarz, Anthrazit und Grau passt super zu meiner F800GS und ihr wisst ja: das Auge isst mit.

Sena 10C Evo

Nachdem das n-com in meinem alten Helm irgendwann nicht mehr so richtig wollte, dachte ich über eine Neuanschaffung nach. Und relativ schnell kam ich auf das Sena 10C Evo, da es Intervom und Kamera miteinander kombiniert. Da ich auf meinen Fahrten eh‘ meistens auch die GoPro dabei hatte, erschien mir die Kombination für meine Zwecke sinnvoll.

Was das Sena so kann beschreibt der Hersteller wie folgt:

Nimm Videos in 4K mit 30 Bildern pro Sekunde oder Fotos im Standbild-, Serienbild- oder Zeitraffermodus auf. Während dich Sprachansagen auf dem Laufenden halten, ermöglicht die Kamerataste eine Aufnahme mit nur einem Knopfdruck. Dank Video-tagging kannst du die besten Ereignisse aus einer fortlaufenden Aufzeichnungsschleife hervorheben und speichern. Das 10C EVO unterstützt übrigens MicroSD-Karten mit bis zu 128 GB.

Das 4-Wege-Bluetooth Intercom hat eine Reichweite von bis zu 1,6km. Die Gesprächszeit wird mit bis zu 20 Stunden angegeben bzw. 1,5 Stunden Videoaufnahme.

Der Einbau ging wie oben beschrieben sehr rasch. Das einzige was mich hier störte ist das Verbindungskabel, was direkt ans Evo gesteckt wird. Hat man das Evo mal nicht am Helm, baumelt das Kabel motivationslos im Wind. Das war beim Cardo Scala Rider besser gelöst, da war das Kanbel fest an der Halterung und das Bedienteil konnte einfach so aufgesteckt werden.

Was ich bis heute nicht hinbekommen habe ist das Firmware-Update und die Kopplung der Sena App mit dem Smartphone. Geht einfach nicht. Es stört mich aber nicht weiter, denn für meine Zwecke funktioniert es auch so. Naviansagen oder Musik bekomme ich auf die Ohren, die Kamera kann ich bedienen und unterm Helm telefoniere ich nur selten. Am meisten nutze ich die Kamera unterwegs und die funktioniert auch so.

Die Aufnahmequalität ist ok, die Kamera mag natürlich helles Tageslicht lieber als Schummerlicht. Genauso wie bei der GoPro hat man einiges als Ausschuss bei den Aufnahmen, aber es kommen immer wieder schöne bei rum, wie ihr auf meinem Insta sehen könnt.

Drei Dinge sind nicht so top:

  • Die Kamera braucht bei der Einzelbildaufnahme zum Teil seeeehr lange nach dem Druck auf den Auslöser, bis wirklich ausgelöst wird. Daher kann man die Aufnahme nicht wirklich gut timen, was zu mehr Ausschuss führen kann.
  • Auch wenn sich die Kamera nach einigen Minuten Nichtnutzung wieder deaktiviert, kann man nach ungefähr drei Stunden Fahrzeit davon ausgehen, daß die „Battery low“-Ansage kommt. Das Intercom funktioniert dann zwar noch, aber die Kamera ist nicht mehr aktivierbar.
  • Unabhängig vom Helm und den damit einhergehenden Windgeräuschen kann ich bei Geschwindigkeiten über 60km/h nicht mehr wirklich gut telefonieren oder Musik hören. Volle Lautstärke hin oder her. War beim Nolan n-com aber ähnlich, das einzige Intercom mit dem ich auch auf der Autobahn noch telefonieren konnte war das Scala Rider G9.

Grundsätzlich bin ich mit dem Sena sehr zufrieden, es tut das, was ich von ihm erwarte.

Drölfzig Helme, dein Ernst?

Wie eingangs bereits erwähnt habe ich da vielleicht ein Problem. Aber irgendwie hat (fast) jeder Helm seinen Zweck:

  • der Nolan N70 ist die eierlegende Wollmilchsau für alle Tourenzwecke,
  • der Nolan X-201 Puro Ultra Carbon 1 Jethelm kommt bei kurzen Rollertouren im Sommer zum Einsatz,
  • den Bell Bullit Carbon behalte ich für innerstädtische Poserfahrten sowie für Testberichte von Motorrädern klassischer Prägung wie der BMW R18
  • den Caberg Jackal nutze ich auch auf kleineren Touren, bei denen ich nicht das Sena brauche. Oder wenn ich den Helm mal am Roller oder am Motorrad anschliessen und zurücklassen muss.
  • den O’NEAL MX 2 sowie den Nolan N40 Full schicke ich in Rente. 

So, jetzt habe ich meine Helm-Schwäche gebeichtet. Was ist Eure? Sagt mir bitte, daß ich damit nicht alleine bin!

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  1. Andreas Stehl

    Sehr schön, ich weiß immer nicht genau was ich mit alten Helmen machen soll. Wegwerfen? Verkaufen? aber wer will schon einen alten abgerockten Helm?
    Dann landen sie im Keller, dem Vorhof zum Müll. 🙁

    • Ich „vererbe“ bislang meine alten Helme meinen Söhnen, die schon ab und zu mal mitfahren auf dem Motorrad oder der Vespa. Weggeschmissen habe ich bislang aber auch keinen.

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