Never change a winning Anreiseplanung. Schon im letzten Jahr waren Thomas und ich sehr synchron in unserer Anreise in den Thüringer Wald. Und dieses Jahr lag unser Treffpunkt bei Schleiz auf der gleichen Höhe wie Bad Lobenstein im letzten Jahr. Nur auf der anderen Autobahnseite.

So endete mein Home Office-Arbeitstag Freitags gegen Mittag. Noch am Vorabend hatten Thomas und ich diskutiert, ob wir überhaupt fahren sollten. Alle verfügbaren Wetter-Apps zeigten drei Tage Regen und Gewitter an. Aber es gab eine leichte Tendenz der Aufklarung. Hatten wir damals beim Alpenblitz 2016. Nur Schiff angesagt. Und was war? Bisschen Regen auf der Silvretta Hochalpenstrasse. Mehr nicht. Aus dieser Erfahrung heraus hatten wir uns entschlossen, doch zu fahren.

Gepackt hatte ich eigentlich schon am Sonntag davor. Nennt mich Vorbereitungsspießer. Also musste ich mir nur in die Motorradklamotten werfen, Tankrucksack und Tasche aufschnallen und los gings. Den mühsamen Weg im Freitagsnachmittagsverkehr aus der Stadt raus. Seestrasse, A100, Avus, Dreieck Potsdam, A9. Alleine bis hierhin habe ich fast ne Stunde gebraucht. Kurze Pause gemacht, um die Regenklamotten anzuziehen, denn Himmel und Strasse verhiessen nichts Gutes.

Dann erstmal auf der Bahn fliegen lassen. Um die Anreise etwas abwechslungsreicher zu gestalten, hatte ich einen kleinen Abstecher eingeplant. Nach einer knappen Stunde verließ ich die Autobahn bei Dessau Ost und steuerte Gräfenhainichen an. Noch nie hatte ich mir die maschinellen Relikte aka Industriekultur aus dem Braunkohletagebau angeschaut. Der Abstecher hat sich auf jeden Fall gelohnt. Für 6€ Eintritt kann man die alten Bagger aus der Nähe bestaunen und begehen. Infotafeln und ein Museum geben Auskunft über die Bergbautradition und die riesigen Metallgiganten, die den Abbau bewerkstelligten. Nun sind sie beeindruckende Kulisse für Musikfestivals wie das Melt, auch die Petrolettes waren letztes Jahr hier zu Gast.

Von hier aus orientierte mich auf der Landstrasse südwärts zu meinem nächsten Zwischenstopp, dem Pegelturm am Goitzschesee. Nähe Bitterfeld erhebt sich die interessante Stahlkonstruktion über den Grossen Goitzschesee. Erklommen habe ich sie nicht, obwohl die Aussicht von dort oben schon spannend sein soll. Vielmehr fesselte mich die Aussicht auf ein klitzekleines Stück Kuchen am Strandcafé gegenüber.

Bei Bitterfeld-Wolfen ging es wieder auf die A9 und nach 90 Minuten Autobahngeballer nahm ich erfreut die Ausfahrt Dittersdorf. Ich lag gut in der Zeit und wollte vor dem Tagesziel noch ein paar Landstrassenkurven einstreuen. Über schmale Sträßchen ging es zunächst durchs „Land der Tausend Teiche“ zwischen Plothen und Knau. Über Bucha und Külmla orientierte ich mich Richtung Ziegenrück und kreuzte hier die Route unserer Mittelgebirgstour 2019. Schmale, kurvige Sträßchen durch den Naturpark Thüringer Schiefergebirge erhellten mein autobahngeplagtes Gemüt.

Über Eßbach und Crispendorf (großartige Ortsnamen) nahm ich dann Kurs auf das Tagesziel Schleiz. Kurz hinter der Ortsausfahrt Richtung Heinrichsruh erreichte ich das Schleizer Dreieck. Die Kreissstrasse 552 und die Bundesstrasse 2 werden durch Querspangen verbunden und bilden so den Rennkurs. Curbs, Tribünen und Kiesbetten weisen deutlich auf die Zweitnutzung des öffentlichen Straßennetzes hin. In der Abendsonne bummelte ich um den Kurs und hielt alle Nase lang an, um Fotos zu machen. Von dem alten Start-Ziel-Gebäude, dem neuen Start oder der Buchhübeltribüne. Und alberne Bilder auf dem Siegerpodest durften auch nicht fehlen.

Kurz nach 19 Uhr erreichte ich nach 350 Tageskilometern unsere Herberge im Nachbardorf. Und wie es Tradition ist, treffen Thomas und ich zur gleichen Zeit am Zielort ein. Trotz unterschiedlicher Startzeit und anderem Anreiseweg. Geht so männliche Empathie? Wir hatten nicht lange Zeit, darüber nachzudenken, denn in diesen ländlichen Gegenden haben die Gaststätten die Küche nur bis 20:00 Uhr auf, so kümmerten wir uns erstmal ums leibliche Wohl, spülten mit ein paar Bieren nach und schauten gebannt auf Wetter-Apps und Regenradar um den Plan für den kommenden Tag zu schmieden: ab ins Erzgebirge.