Motorradblog über Benzinkultur, Motorradtouren und Custombikes

Monat: April 2020

Von Sydney nach London : über 20.000 Meilen Abenteuer auf einem Post-Motorrad

Im Jahr 2009 genoss der Brite Nathan Millward das Leben bei der Arbeit in einem Café in Sydney. Aber die guten Zeiten endeten nachdem seine Visumsverlängerung abgelehnt wurde und er drei Tage Zeit bekam, das Land zu verlassen.

Anstatt einen Flug zurück nach Großbritannien zu buchen, traf er die mutige Entscheidung, sich auf den Weg zu machen und nach Hause zu fahren. Er packte seine Habseligkeiten in eine Kiste, schnallte sie auf dem Rücken seines Post-Motorrads (eine 105-ccm-Honda mit der sagenhaften Höchstgeschwindigkeit von 65 km/h) und machte sich auf den Weg. Ohne Visum auf den Weg, ohne mechanische Kenntnisse und unsicher, ob sein Geld die 23.000 Meilen nach Hause reichen würde.

Als er an diesem Morgen vom Opernhaus in Sydney wegfuhr, ahnte Nathan wohl nicht, daß er am Anfang einer großen Reise stand, die ihn weiter bringen würde, als er sich jemals hätte vorstellen können.

Nathan findet ihr auf Instagram unter @nathanthepostman.

(via Max Funk)

Mopped Kaputt? Egal, lass mal die Dakar fahren

Die Dakar ist nicht die Art von Rennen, die man mit einem nicht ganz perfekten Motorrad bestreiten möchte. Aber 1985 gelang es dem belgischen Fahrer Gaston Rahier, auf einer kaputten BMW GS zu gewinnen. Rahier hatte bereits 1984 die Dakar gewonnen und war zuversichtlich, dass sein stark überarbeitetes Motorrad von 1985 ihm die Chance auf einen erneuten Sieg geben würde. Doch dann setzte er bei einem Medienauftritt vor dem Rennen einen Fuß falsch auf und maulte sich mächtig auf. Das Video von BMW Group Classic zeigt seine Maschine und beschreibt das Malheur:

Ein Tausch des Chassis wäre nicht regelkonform gewesen, so blieb BMW und dem HPN-Team, das die Maschine gebaut hatte, nichts anderes übrig, als das Wrack so gut es ging wieder zusammenzuschustern. Wie in dem Video unten dokumentiert ist, hinterließ das Motorrad zwei Reifenspuren im Sand, statt einer. Das ist die nette Art zu sagen, dass es ziemlich im Arsch war.

Rahier’s Teamkollegen Eddie Hau und Raymond Loizeaux schieden vorzeitig aus dem Rennen aus, so blieb nur noch Gaston übrig als letzter Hoffnungsträger auf einen Sieg. Trotz der massiven Schäden am Rahmen schaffte es die Maschine jeden Abend ins Biwak, um sich dort jedes Mal umfassenden Reparaturen zu unterziehen.

Aber irgendwie schaffte es der Mann, der nicht einmal seine Füße auf den Boden setzen konnte, mit dieser kaputten Maschine den Rest der Konkurrenz bis zur Ziellinie zu schlagen. Das ist der Stoff, aus dem Dakar-Legenden gemacht sind. BMW hat daraus eine vierteilige Dokumentarserie gemacht, die Ihr Euch hier ansehen könnt. Ich weiß, was ich heute Abend machen werde.

(Via Jalopnik)

Motorprosa – Geschichten aus der Kurve

Über die Jahre hat sich in meinem Bücherregal einiges an Motorradliteratur angesammelt. Den meisten Platz nehmen die Motorradzeitschriften ein gefolgt von den großformatigeren, bildorientierten Werken, neuerdings Coffee-Table-Books genannt. Bei den übrigen Büchern dominiert die Gattung „Reisebericht“, angefangen von Ted Simons Klassiker „Jupiter’s Travel“ bis zu Lea Riecks „Sag dem Abenteuer, ich komme“.

Der aktuellste Neuzugang in meiner Motorradbibliothek ist da anders. „Motorprosa – Geschichten aus der Kurve“ ist zunächst einmal der Name des Blogs von Jürgen Theiner, der das große Glück hat, im italienischen Vinschgau beheimatet zu sein. Was bedeutet, daß seine Hausstrecke die unbedeutende Erhebung namens Stilfser Joch ist (es sei ihm gegönnt, aber neidisch bin ich trotzdem). Auf dem Motorrad ist Jürgen ein alter Hase, sein Blog hingegen ist eines der jüngeren in diesem Internetz. Das soll aber nicht heißen, das Jürgen einer Lernkurve bedurft hätte, was das Erstellen mitreissender Texte und Bilder betrifft.

Im Gegenteil, Geschichten voller Herzblut und Bilder von bestechender Schönheit sind seit jeher in seinem Blog zu finden. Stellvertretend sei dieses hier gezeigt:

Eines von Jürgens Ritualen ist die Sonnenaufgangs-Tour aufs Stilfser Joch. Des Nächstens aufstehen, sich ins Leder zwängen, um diesen magischen Moment des Sonnenaufgangs über dem Ortlermassiv von der Tibethütte aus zu beobachten.

Aber wo waren wir? Richtig, das Buch. Bereits im Blog beschrieb Jürgen einmal seine bisherigen zweirädrigen Begleiter. Angefangen vom Urschleim, was bei ihm eine Piaggio Ciao 50 war, die er als Teenager erstand. Der Blogartikel ist nur ein kleines Abstrakt dessen, was man im Buch von ihm erfahren darf. Geschichten voller Unvernunft, getrieben von der Leidenschaft für die einspurige Fortbewegung. Man mag sich gar nicht ausrechnen, wieviel Geld da ins Hobby floss (und ja, an dieser Stelle dürfen wir alle nicken, denn den meisten von uns geht es auch so). Die Erlebnisse sind so großartig nachgezeichnet, daß man sich mittendrin im Erlebten fühlt. Man hört beim Lesen förmlich das Zerspanen des Knieschleifers und das Kupplungsrasseln seiner Ducati 748.

Eine meiner großen Fragen klärt das Buch übrigens auch auf. Wie kann jemand, der hemmungslos auf der Supermoto Wheelies reisst, auf der KTM 1290 Super Duke quer driftend die Kurven des Stelvios nimmt, Gefallen an einer Harley Davidson Road King finden?

Ich werde es nicht verraten, dazu müsst ihr Euch das Buch kaufen. Verfügbar bei Books on Demand oder auch bei Amazon, u.a. für den Kindle:

Ihr werdet Euren Spaß haben an den auf 136 Seiten komprimierten Erinnerungen und Erlebnissen aus einem bewegten, 25jährigen Motorradleben.

Zum Nordpol auf einer Yamaha R1

Als ich dieses Jahr über die Baikal Mile schrieb – das Sprintrennen auf dem zugefrorenen Baikalsee bei zweistelligen Minustemperaturen – hätte man zu der Auffassung kommen können, das das eines der unpassendsten Umgebungen wäre, in der man sein Motorrad bewegen kann.

Äh, nein. Es geht noch extremer.

Darf ich Euch Sjaak Lucassen vorstellen? Er ist ein niederländischer Abenteurer, der mit einer Yamaha R1 zum Nordpol fahren will. Aber wie genau kommt man auf so einen Geistesblitz? Lucassen hatte die Idee zu einer Fahrt zum Nordpol während einer Weltreise, die er 1995 unternahm. „In Pakistan, auf dem Karakorum-Highway, fühlte ich mich wie am Ende der Welt. Aber es ist nicht das Ende der Welt. Das Ende der Welt ist der Nordpol. Das kam mir in den Sinn, und seitdem habe ich mir in den Kopf gesetzt, einmal in meinem Leben dorthin zu gehen.

Und warum eine R1? Sjaak hat für seine Abenteuer immer Sportbikes bevorzugt. In den 90ern tourte er um die Welt auf einer Fireblade mit etwas abenteuerlich anmutendem Gepäckaufbau. Um sein gesamtes Gepäck zum Nordpol zu bekommen, hat er sich einen Schlittenanhänger gebaut. Das einzige, was er auf der letzten Etappe gebracht bekommt, ist der Sprit. Sein Abenteuer plant er in den kommenden drei Wintern entlang dieser Route:

Etappe 1 – Anchorage, Alaska bis Tuktoyaktuk, Kanada (1.800 km/1.100 Meilen): Dieser Abschnitt der Fahrt wird auf winterlichen Straßen verlaufen, was Sjaak Zeit gibt, sich an das Wetter und seine R1 zu gewöhnen und gegebenenfalls kleine Modifikationen vorzunehmen.

Etappe 2 – Tuktoyaktuk nach Ward Hunt Island (2.300 km/1.400 Meilen): Im Jahr 2022 wird es noch schwieriger, wenn er sich über die zugefrorene Beaufortsee und über küstennahe Inseln wagen wird.

Etappe 3 – Ward Hunt Island zum Nordpol (800 km+/500 Meilen+): Im Jahr 2023 wird es verrückt, wenn er seine R1 direkt nach Norden fährt über den gefrorenen Ozwan. Sjaaks genaue Route wird hauptsächlich von den Eisverhältnissen abhängen. Verwerfungen im Eis könnten ihn zu größeren Umwegen zwingen.

Die Vorbereitung dieser Reise dauert schon 13 Jahre und Sjaak ist noch nicht am Ende. Aber lasst es Euch von ihm selber erzählen.

Mehr Infos auf Sjaaks Website oder auf Facebook und YouTube.

(Quelle: Scenic App via ADV Pulse)

Wenn die Schönheitskur an der Vespa etwas eskaliert: das Hintenrum

Hier, diese kleinen Rostpickelchen unterhalb der hinteren Blinklichter, denen könnte ich doch mal schnell zu Leibe rücken. Kann ja nicht so lange dauern.

Das war der initiale Gedanke. Und da der Roller wegen Corona gerade eh nicht so viel bewegt wird sowie das Wetter schön ist, schob ich meine schwarze Italienerin aus der Garage auf die Terasse und eröffnete – unter Duldung der Familie – die Open Air-Garage.

Draussen schrauben nur mit Sonnenschutz

Seitenschürzen runter

Muss das so?

Also, erstmal Seitenschürzen runter. Oh, da geht es ja weiter. Gut, Kennzeichen und Kennzeichenhalter abmontiert und siehe da, welche schöne Rostkulturen 10 Jahre Ganzjahresbetrieb über 39.000 Kilometer bilden können. Faszinierend. Beim entfernen der Schrauben des Halters riß mir eine bereits am Kopf ab. Der Rest des Kennzeichenhalters zerbröselte fast in meinen Händen.

Oh, mehr Arbeit als gedacht

Wegen diesen Rostpickelchen hast es angefangen

Rostumwandler FTW

Gut, daß dauert jetzt etwas länger als gedacht. Erstmal mit dem Schraubzenzieher die groben Rostplacken abgepult, dann mit der Bohrmaschine und dem Drahtbürstenaufsatz nachgearbeitet. So lange weitermachen bis man aufs unversehrte Blech stösst. Wie ihr seht ist der Teil um den Kennzeichenhalter der schlimmste. Nach zwei Behandlungsrunden mit Rostumwandler sieht es langsam besser aus.

Na, welches ist das alte?

Passt schon mal

Einen neuen Kennzeichenhalter fand ich im SIP Scootershop. So also sieht der in neu und ungebraucht aus. Bevor der ran kann, muss erstmal die abgebrochenen Schraube ausgebohrt werden. Und grundiert. Und gespachtelt. Und lackiert.

In der Zwischenzeit hatte ich mich auch an die anderen kleinen Karosserie-Wehwechen gemacht. Die Schrammen an der rechten Karosseriebacke, stammten von einem sehr uneleganten Ablegemanöver. Der längere Kratzer hier, die kleinen Roststellen um die Aufnahme des Chrombügels. Die Lackplatzer ringsum an der Stelle, an der die Sitzbank auf der Karosserie aufliegt. Im Prinzip muss das gesamte Heck des Rollers neu lackiert werden.

Den zerschrammten Deckel des Handschuhfachs hatte ich schon mal nass geschliffen und in einem ersten Durchgang aus der Dose lackiert. Ebenso wie die hinteren Seitenschürzen. Das Ergebnis ist ein unmissverständliches Zeugnis dafür, daß ich NULL Talent fürs Lackieren habe. Ungleichmässig, hier zu wenig, da ne Laufnase. Ich habe da einfach keine Geduld dafür.

Daher werde ich die Vorarbeiten soweit machen, wie ich es kann und dann die Lackierung in die fachkundigen Hände meines Bekannten Tom geben, der vor sechs Jahren bereits die Delle in der Frontschürze bestens versorgt hatte.

Doch bis es soweit ist, muss ich mich noch um das Untenrum kümmern. Aber darum geht es dann im nächsten Post!

Warum die Motorradsaison 2020 bereits jetzt am Arsch ist

Es ist Anfang April und seit knapp drei Wochen sind in Berlin die Schulen zu, meine Frau und ich arbeiten aus dem Homeoffice und es ist an alles zu denken nur nicht ans Motorradfahren.

Bei der letzten Ausfahrt mit Tom vor zwei Wochen stellte er fest, daß mein TÜV seit Februar abgelaufen ist. Ich so „Ne, kann nicht sein, der ist doch im April fällig!“. Der Blick aufs Nummernschild zeigt, daß Tom Recht hat. Na super. Der nächste Service- und TÜV-Termin beim Triumph-Händler, der zu bekommen war, liegt Ende Mai. Es sollte sich herausstellen, daß es eh egal ist, denn wahrscheinlich ist dank Corona vorher eh‘ nicht an eine Ausfahrt zu denken. Zur aktuellen Situation in den Werkstätten schrieb 1000PS bereits neulich.

Ad acta gelegt sind alle Tourenplanungen für dieses Jahr. Mit Rolf plante ich neulich noch einen Ausflug zu den diesjährigen BMW Motorrad Days, bevor diese einige Tage später abgesagt wurden. Ebenso wie BMW seine Teilnahme an der EICMA und INTERMOT gecancelt hat. KTM zog einen Tags später mit einer Absage nach.

Auch wenn das Wetter gerade heute dazu einlädt, sich auf den Bock zu schwingen, es ist nicht einfach mehr so möglich aufgrund der Ausgangsbeschränkungen (eine Übersicht was noch erlaubt ist findet ihr z.B. hier). Was ja auch sinnvoll ist. Meine Schwester ist Krankenschwester und ihre Berichte über die derzeitige Situation in den Krankenhäusern legen umso mehr nahe, kein Hobby zu verfolgen, bei dem man wenn es blöd läuft ein Krankenhausbett mehr belegt als nötig ist. Und jetzt kommt mir nicht mit den Unfallzahlen im Haushalt.

„If you must take action then take the safe route.“ ist die Empfehlung der Scenic-App, die das Fahrverhalten von Motorradfahrern weltweit in diesen aktuellen Wochen untersucht hat.

Was macht das mit den Händlern? 1000PS sieht die derzeitige Situation als Katalysator für die Branche, als Beschleuniger für Entwicklungen, die eh gekommen wären. Im Vergleich zum Vorjahresmonat sind im März 2020 16,3 Prozent weniger Zweiräder zugelassen worden.

Seit einigen Wochen schleiche ich gedanklich um ein Motorrad herum, welches ich vor knapp acht Jahren im Schauraum meines BMW-Händler ansabberte.

Mittlerweile ist die BMW F800 GS in Kalamata Metallic (und nur in dieser Farbe will ich sie) gebraucht in gepflegtem Zustand in Preisregionen angelangt, die für mich langsam erschwinglich werden. Ein paar Exemplare habe ich auch schon auf den gängigen Gebrauchtbörsen gefunden und geparkt. Aber weder an Probefahrt noch an Überführung ist derzeit zu denken und zugelassen bekommt man die sowieso nicht, wenn alle Ämter zu haben oder im Notbetrieb arbeiten.

Aber wer weiß, wie sich die wirtschaftliche Lage insgesamt entwickelt. Wahrscheinlich wäre es derzeit eh töricht, so eine Investition zu tätigen, wenn man nicht weiß, ob man die Kohle demnächst an anderer Stelle nötiger bräuchte.

Was bleibt vom Hobby in 2020? Das ganze Jahr Motorrad putzen oder schrauben? In vergangenen Erinnerungen schwelgen? Oder in Hoffnung auf bessere Zeiten doch die nächste Tour planen? Was macht ihr in diesen Zeiten?

IndianxWorkhorse Appaloosa v2.0 auf der Baikal Mile 2020

Über die Baikal Mile hatte ich bereits im Februar berichet, Indian und Workhorse Speedshop waren mit der umgebauten Appaloosa mit am Start und haben eine kleine Doku dazu gedreht, die heute Abend auf Youtube Premiere hat. Bitte hier lang:

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