Von Gloucester nach Bellingen
In Australien ist Winter. Das erlebte ich in der Früh beim Blick auf die Sitzbank – Raureif überzog die Moppeds und die Scheiben der Autos waren gefroren. Somit konnten wir uns genügend Zeit lassen für die Tagesplanung und ein Frühstück in Hebby’s Cafe. Währenddessen stiegen die Temperaturen auf dennoch frische 14 Grad als wir uns auf den Weg machten gen Nordwesten auf dem Thunderbolts Way. Unseren ersten Zwischenstopp hatten wir im 145 km entfernten Walcha im berühmten „Makers In Metal Cafe“ eingeplant.
Durch das hügelige Farmland (vergleichbar mit dem Allgäu) und Eukalyptuswälder ging es vorbei am Bretti Nature Reserve. Langgezogene Kurven auf rauem Asphalt ermöglichten ein entspanntes Fahren. Entspannt und gut für Sightseeing auch die Geschwindigkeitsbegrenzung auf 80 – 100 km/h, wodurch man auch den Blick mal abseits der Straße schweifen lassen kann. Zwischenzeitlich stiegen die Temperaturen langsam auf angenehme 20 Grad an.
Auf halber Strecke nach Walcha (Höhe Nowendoc) bekommen wir dann aber den Australischen Winter wieder sehr deutlich zu spüren. Neben dem, dass die Temperaturen auf um die 11 Grad sinken, steigt die Windstärke auf gefühlte Sturmstärke an, so dass wir zeitweise auf gerader Straße schräg im Wind hängen. Das weite Farmland bietet nur geringen Schutz und so freuen wir uns auf einen heißen Kaffee in Walcha. Aber im Makers In Metal Cafe bleibt uns dieser allerdings verwehrt – geschlossen und Re-Opening sometimes in Spring. Zudem lädt die Stadt auch nicht weiter zum Verweilen ein, so dass wir durch die Kälte weiter gen Armindale fahren und den Kaffee inkl. der Wärme schließlich im kleinen Örtchen Uralla genießen.
Die Temperaturen auf dem New England Hwy werden nicht besser und auch der Wind bläst uns manchmal fast vom Motorrad. In Armindale geht es dann wieder gen Westen und so haben wir auf dem Waterfall Way Rückenwind auf dem Weg zu unserem nächsten Ziel, den Wasserfällen im Oxley Wild Rivers National Park. Voller Vorfreude und in Erwartung enormer Wassermassen, die sich tosend in die Schlucht stürzen, laufen wir den kurzen Trail bis zur Aussichtsplattform. Den Wasserfall können wir aber kaum finden, denn die derzeitige Trockenperiode hat den Fluss dermaßen austrocken lassen, dass nur sehr wenig Wasser „ins Tal tröpfelt“.
Die Schlussetappe von fast 70 km hält aber wieder Überraschungen für uns bereit. Einerseits nicht so schöne Überraschungen in Form von vielen Ästen verschiedensten Durchmessers auf der Straße, die der Wind heruntergeweht hat. Andererseits aber – je näher wir den Hügeln des Dorrigo National Parks kommen – wunderbare Aussichten über das weite Land Australiens, schönste Kurven und endlich wieder Temperaturen in Richtung der 20 Grad-Marke. Kurz vor Bellingen im Dorrigo-Nationalpark werden wir mit einer 15 km langen Kurvenstrecke für den Tag belohnt.
Da wir über Airbnb uns eine Unterkunft gebucht haben, kaufen wir noch schnell vor Einbruch der Dunkelheit um 17:30 Uhr in Bellingen ein und können so nach 374 Kilometern das Stiefelbier in unserem eigenen „Haus“ genießen und anschließend lecker kochen.
Von Bellingen nach Yamba und zurück
Heute Früh war zwar kein Raureif auf dem Sitz, aber mit 10 Grad war es bei der Abfahrt gefühlt auch nicht wirklich warm. ABER – klarblauer Himmel und die Sonne gibt ihr bestes. Kaum raus aus Bellingen geht es wieder in den Dorrigo National Park – die gleiche wundervolle Kurvenstrecke von gestern Abend, nur jetzt bergauf. Oben angekommen machen wir einen kurzen Abstecher in den Park und genießen auf dem Skywalk den herrlichen Ausblick bis zur Küste.
Nach einem kurzen Tankstopp in Dorrigo geht es weiter Richtung Norden. Eigentlich sollte dies lt. Dirks Navi eine unbefestigte Straße sein, entpuppte sich aber als eine kleine Landstraße durch hügelige Eukalyptuswälder und Flusslandschaften.
Auf der Fahrt durch den Nymbol-Binderay National Park konnte ich meine „Schilderkenntnis“ verbessern. Hier in Australien werden vor der oder den Kurve/n Hinweise gegeben, wie schnell man fahren sollte und wie „scharf“ die Kurve ist. Allerdings ist jede Kurve für sich ein eigenes Abenteuer, denn oftmals haben schwere Lkws tiefe Spurrillen hinterlassen oder auf der Ideallinie befindet sich ein großes Schlagloch oder einfach nur Sand, Geröll oder größere Äste.
Von Grafton bis Yamba nehmen wir ganz unspektakulär den Highway und kommen an vielen Zuckerrohrfeldern und großen Farmen vorbei. Im Gegensatz dazu dann Yamba selbst. Eine klassische Yachthafenstadt mit traumhaften Stränden. Als Belohnung für die Fahrt bis zum nördlichsten Punkt unserer Reise genießen wir ein kühles Lightbeer mit Meerblick.
Eigentlich viel zu spät für die lange Rückfahrt machen wir uns erst um 14:30 Uhr auf den Weg ins 175 km entfernte Bellingen. Bis kurz hinter Grafton nehmen wir wieder den Highway und biegen dann links ab Richtung Coff Harbor, wo mich zwei Überraschungen erwarten. Kurz vor der Stadt sehe ich mein erstes lebendes Känguru hier in Australien in der freien Wildbahn (und habe es mit der Kamera eingefangen).
Bei der zweiten Überraschung habe ich enormes Glück, denn an der Ampel hinter mir kommt ein Polizeimotorrad zum Stehen – und zwar mit eingeschaltetem Blaulicht und der Officer gibt mir unmissverständlich zu verstehen, dass ich nach der Ampel links ranfahren soll. Keiner Schuld bewusst werde ich sehr barsch gefragt, warum ich das Stoppschild überfahren habe. Dieses hatte ich definitiv im Stadtverkehr nicht gesehen und mich sofort dafür entschuldigt. Nach kurzer Diskussion, mehreren Entschuldigungen und einer Führerscheinkontrolle kam ich mit viel Glück so mit einer mündlichen Verwarnung davon – normalerweise wäre die Urlaubskasse um 350 Dollar erleichtert worden.
Kurz vor Bellingen wurden wir dann vom Sonnenuntergang überrascht – ein imposantes Farbspiel zum Tagesabschluss nach 387 Tageskilometern. Das Stiefelbier gab es allerdings nicht bei letzten Sonnenstrahlen auf der Veranda, sondern vor dem Elektrokamin, da es draußen um 17:40 Uhr nur noch 10 Grad hatte.
Von Bellingen nach Dungog
Nach einem kurzen Frühstück ging es in der Früh los bei strahlendem Sonnenschein, aber doch frischen 8 Grad. Zunächst führte uns das Navi auf kleinen Nebenstraßen durch den Tarkeeth Forest nach Nambucca und von dort aus über den Pacific Highway nach Scotts Head.
In der Sonnen am/auf dem Strand von Forster Beach wärmten wir uns mit einem Kaffee auf und schauten den Surfern zu – viel zu lange, denn so kam unser Zeitplan arg in Verzug.So wählten wir wieder den Pacific Highway, um etwas Strecke zu machen. Nach ca. 3/4 Stunde wurde uns der Highway aber definitiv zu langweilig und wir verließen ihn hinter Cooperabung und genossen die kurvigen Landstraßen über Pembrook bis Herons Creek.
So schön und abwechslungsreich die Landstraßen sind, so viel Zeit kosten sie und daher ging es noch mal für eine 1/2 Stunde auf den Highway bis Taree. Kurz vor Taree sahen wir zum Glück von Weitem die Highway Patrol mit der Radarpistole, sonst hätte es teuer werden können und so viel Glück wie gestern hat man nicht alle Tage mit der Polizei.
Endlich war die Highway-Fahrt vorbei, denn ab Taree gab es nur noch viiiele Kurven und eine sehr abwechslungsreiche Landschaft – zwar nicht neu aber immer wieder schön anzusehen.
Mit untergehender Sonne erreichten wir unser heutiges Tagesziel Dungog nach 397 Kilometern bei noch angenehmen 13,5 Grad.
Im rustikalen Settlers Arms (Kneipe mit Gästezimmern) bezogen wir unser Zimmer und ließen es uns gutgehen, denn nach dem Stiefelbier gab es ein leckeres 300g Steak als Stärkung für die morgige Etappe nach Sydney.
Alles in allem zwar kein so aufregender Tag wie gestern, aber wieder viele neue Eindrücke mitgenommen und neue Facetten des Landes kennengelernt.
Leave a Reply