Tag 29 und 30 – L’Aquila – Civitavecchia: Letzter Tag meines Giro d’Italia

Das kann nicht sein, mein letzter Tag meines Giro d’Italia kann nicht mit Regen beginnen. Tut er auch nicht, zum Glück habe ich mich getäuscht und beim Blick aus dem Fenster zwar dichte Wolken gesehen, aber auch gleichzeitig den plätschernden Brunnen im Innenhof. Puh, Glück gehabt. Nach einem spärlichen italienischen Frühstück mache ich mich bei 13 Grad auf den Weg zum meinem heutigen Ziel, den Fährhafen Civitavecchia.

Und welche Strecke ? Ich befrage mal das Navi. Dies möchte mich dicht an Rom heranführen. Auf keinen Fall ! Also als Wegpunkt nördlich von L‘Aquila die Stadt Rieti eingegeben. Der neue Tourenvorschlag nach der Neuberechnung sieht schon deutlich besser aus und los geht’s erst einmal durch den bereits dichten Samstags-Einkaufs-Verkehr raus aus der Stadt und dann rein in die Berge. Das Grau am Himmel ist jetzt einigen wenigen Wolken gewichen, die sich um die Bergkämme legen und selbst in der Morgensonne „dahinschmelzen“.

Über Montereale und Borbona ging es über die SS471 stetig über langgezogene Kurven bergauf. Auch hier wieder eine beeindruckende Landschaft – oben auf den Gipfeln liegen noch die Schneereste des Winters und am Weg blüht der Weißdorn und es duftet. Und was mich besonders beeindruckt ist, dass wenn man den Motor abstellt und den Helm abnimmt, dass plötzlich absolute Stille herrscht (ok, die Grillen zirpen und Vögel zwitschern).

Aus den Bergen kommend tut sich vor mir vor Rieti ein weiter Talkessel auf und bietet einen unbeschreiblichen Blick in die Ferne – Zeit diesen Ausblick bei einem Cappuccino zu genießen und die weitere Streckenführung in Augenschein zu nehmen. Da ich gut in der Zeit liege, beschließe ich nochmal weiter in den Norden zu fahren über Terni nach Montefiascone. Dahin geht es mal durch schmale Täler und dann wieder über weite Hochebenen und eine Landschaft, die dem Allgäu oder der Gegend um Bozen/Meran ähnelt. Oftmals geht es um die Kurve und vor mir sehe ich wieder einen malerischen Ort mit eine imposanten Burganlage (wie z.B. in Amelia) oder Kirche.

Mit Montefascone hatte ich mir unbewusst ein beeindruckendes Zwischenziel ausgesucht. Schon von weitem überragte der Rundbau der Kathedrale das Stadtbild. Und so entschied ich mich für eine kulturelle Einlage. Durch das enge Gewirr der Gassen dann vor der Kathedrale angekommen erschien diese sehr nüchtern – um so beeindruckender dann das Innere – Wow-Effekt. Anschließend noch etwas die Burgmauern und vor allem den fulminanten Ausblick auf den Lago Di Boisena bewundert und weiter ging es so langsam gen Küste.

Durch mittlerweile weite flache Landschaften mit Wein- und Obstanbau sowie jede Menge Olivenbäumen mit langsam steigenden Temperaturen aber einer angenehmen Brise schaffte ich es bis Tuscania. Dort wurde ich gefesselt vom Anblick der Burganlage, so dass ich einen zweiten kulturellen Stopp einlegte. Wenige Kilometern später thronte auf einem Höhenzug die Burganlage der Stadt Tarquinia und bewog mich noch einen Abstecher zu machen, allerdings diesmal nur für ein kurzes Fotoshooting.

Denn vor der Fähre hatte ich mir noch ein Ziel für heute gesetzt: Am Strand sitzen und das Meer genießen. Kein Problem, denn in Tarquinia Lido war dafür ausreichend Zeit, um gleichzeitig auch den Blutzuckerspiegel wieder zu erhöhen. Beim Warten an der Fähre in Civitavecchia kam ich ins Gespräch mit italienischen Motorradfahrern aus Vicenza, die mir noch ein paar Streckentipps für die Rückfahrt in zwei Wochen gaben. Mittlerweile war der Ablauf auf der Fähre dann schon eingespielt: Mopped festzurren, Sachen packen, einchecken, Duschen und mit einem Bierchen das Auslaufen genießen – und jetzt wieder in Sardinien für einen zweiwöchigen Urlaub mit Familie und Freunden. Anschließend geht es dann wieder mit der Fähre zurück nach Civitavecchia und heim nach Monaco di Baviera, wo alles vor vier Wochen begann.

Nun ist meine 4-wöchige Tour über Korsika und mein eigener Giro d’Italia vorbei. Fast 7.300 Kilometer liegen hinter mir und es war ein einmaliges Erlebnis mit vielen Eindrücken und tollen Momenten. Und wie es so üblich ist am Ende gilt es Danke zu sagen. Danke meiner Frau und meiner Tochter, dass sie mir den Freiraum gegeben haben. Danke an meinen „Mitfahrer“ Nils für 10 Tage auf Sardinien für die tollen gemeinsamen Fahrten und Gespräche. Danke an Alex, dass er mir seine Plattform Kettenritzel.cc für meine Berichte zur Verfügung gestellt hat. Und auch ein kleines Dankeschön an die Ingenieure von BMW für die Konstruktion meines Wasserbüffels, der mich jeden Tag wieder aufs Neue begeistert – das ideale Motorrad für solche Reisen, aber auch für alle anderen kürzeren oder längeren Touren. Und ein Dankeschön an alle, die mir für die Tour viel Glück gewünscht oder zwischendurch Tipps und nette Kommentare gegeben haben.