Motorradblog über Benzinkultur, Motorradtouren und Custombikes

Siggis Giro d’Italia: zurück auf dem Festland

Tag 27 – Maratea – Campobasso: Mein Navi und ich – eine Hassliebe

Ich öffne die Augen und das hören Meer rauschen – träume ich noch oder bin ich doch schon wach ? Bei solchen Geräuschen fällt das Aufstehen und Packen doppelt leicht. Anschließend ein Frühstück mit Blick aufs Meer – hier könnte ich durchaus noch ein paar Tage bleiben. Aber die Fähre ist am Samstag gebucht und somit gilt es die nächste Etappe nach Campobasso unter die Räder zu nehmen.

Eigentlich sagt jeder, dass man die Amalfi-Küstenstraße fahren soll – aber auch fast jeder berichtet von dem Verkehrschaos dort. Also gebe ich als Zwischenziel erst einmal Agropoli ein und lasse die Einstellung „kurvenreiche Strecke“ und entscheide dann vor Ort, wie ich weiterfahren will. Das Navi will mich nach ein paar Kilometern gleich in die Berge schicken, aber ich hatte doch eigentlich vor, zumindest den ersten Teil der Strecke noch das blau des Meeres zu genießen. Bis Ispani bleibe ich auf der SS18 gebe dann dem Navi nach und es geht in die Berge. Tolle kurvige – überwiegend gut befahrbare – Straßen und viel Natur und immer wieder Fernblicke bis an Meer. Gutes Navi.

Im satten Grün des „Parco Nazionale del Cilento e Valle di Diano“ gondele ich dahin und stelle mir dabei vor, wie schön doch die Küstenstraße wäre. Also als nächstes Ziel Acciaroli eingegeben und auf kleinsten und teilweise schlechten Straßen in Richtung Meer. Blödes Navi, konntest Du keine schönere Strecke aussuchen ? Nochmal blödes Navi, als sich herausstellt, dass die Küstenstraße keine wirkliche Küstenstraße ist, sondern eine kleine schlecht ausgebaute Straße entlang der Küstendörfer – in Teilstücken Offroad-Charakter. Nach 20 Kilometern ist Schluss mit der Gurkerei – Zwischenziel rausgenommen, Amalfiküste gestrichen und nichts wie ab in Richtung Ziel (zumal mir langsam auf den kleinen Straßen die Zeit davonrennt, die maximal im 3 Gang zu befahren sind).

Bis Agropoli läuft es noch ganz gut, aber dann beginnt das Chaos – wieder blödes Navi, gab es keine bessere Strecke ? Autos und Lkws dicht an dicht bis Battipaglia. So langsam gewöhne ich mir den italienischen Zweirad-Fahrstil an, um einigermaßen vorwärts zu kommen. Ab Eboli geht es aus der Tiefebene raus in die Berge und der Verkehr bricht plötzlich ab und ich gleite auf kleinen aber sehr gut ausgebauten Straßen der SR ex SS164 dahin durch das satte Grün des Waldes, der je lichter wird, desto höher mich der Weg führt. Zwischendurch treffe ich wieder auf Ziegen und Kuhherden und Hütehunde, die ihre Aufgabe sehr genau nehmen und auch motorisierte Eindringlinge mit Vehemenz in die Flucht schlagen wollen. Bis kurz vor Montella genieße ich diese Idylle – gutes Navi, hast ne klasse Strecke ausgesucht.

Abwechselnd geht es über mal mehr und mal weniger gut ausgebaute Straßen immer dem Navi nach – unabhängig ob SR oder SS. Es heißt permanent aufpassen, welche Beschaffenheit die Straße vor einem hat. Gerne tauchen plötzlich Schlaglöcher oder Straßenabsenkungen auf eigentlich gut ausgebauten Straßen auf oder in der Kurve wechselt der Bodenbelag von vorher aalglatt auf Flickenteppich. Je nach Strecke lobe ich mein Navi oder bin kurz davor es weit weit wegzuwerfen.

Grobe Eckpunkte der weiteren Strecke sind Ariano Iprino – Montefalcone – Riccia und dann endlich nach 345 Tageskilometern mein Ziel Hotel San Giorgio in Campobasso mit sehr dunklen Wolken über mir. Trotzdem schnell unter die Dusche und noch ein bisschen Kultur – das Castello und die Altstadt sowie etwas zum Abendessen fangen.

Beim Blick auf die Bilder des Tages habe ich mich wieder mit meinem Navi versöhnt. Es sind sehr schöne Aufnahmen dabei und wenn man(n) ehrlich ist: Die Technik ist nur so gut oder schlecht wie der Bediener und ich habe heute etwas schlecht die Zeit kalkuliert. Es war es ein erlebnisreicher Tag bei stets angenehmen Temperaturen um die 20 Grad und in 2 Tagen sehe ich das Meer ja wieder.

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  1. Hammerbilder! Und übrigens vielen Dank für Deine Reiseberichte – ich lese still, aber mit Vergnügen mit.

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