Tag 14 – Arbatax – Wasserfälle von Ulassai – Cagliari: Motorradfahrer verstehen sich überall

Die Wettervorhersage für heute hatte „nur“ 80 % Regenwahrscheinlichkeit vorausgesagt – so war dann wieder die erste Handlung heute früh aus dem Fenster zu schauen. Um ich konnte es kaum glauben – ich sah sogar ein wenig blauen Himmel. Also nichts wie raus aus den Federn, das sehr gute Frühstück genossen, die Rechnung beglichen, die Klamotten auf die Moppeds geschnallt und los – so lange die Straßen noch trocken und die Himmelsschleusen geschlossen sind .

Bei 15 Grad und ein paar Sonnenstrahlen ging es los in Richtung Cagliari, unserem nächsten Etappenziel. Nach wenigen Kilometern fiel mir der gestrige Post der Wasserfälle von Ulassai ein und so beschlossen wir kurzfristig uns diese anzuschauen. Zügig ging es bei sehr tief hängenden Wolken in die Berge. Auch wenn der Wasserfall nicht mehr so mächtig wie nach den gestrigen Regenfällen war, so war es doch ein guter Abstecher von der geplanten Tour – zumal der Weg dahin einerseits trocken und anderseits sehr kurvenreich war.

Anschließend ging es weiter Richtung Cagilari über die alte SS125 – Kurvenswinging bei zügiger Fahrt gen Süden bis Villaputzu, noch eine kleine Schleife bis San Priamo gedreht und dann ab in die Berge. Berge – war das nicht das, wovor sich Wolken stauen und abregnen, um selbst darüber hinweg zu ziehen ? RICHTIG ! Was mag wohl jetzt kommen ? RICHTIG: Regenkombi an und weiter geht es über eine sehr schöne kurvenreiche Strecke entlang dem Rio Cannas. Leider hat es geschüttet wie aus Eimern, so dass wir ohne anzuhalten bis kurz vor Cagliari durchgefahren sind.

In Cagliari haben wir dann nach 179 Tageskilometern unser B&B „La Due Perle“ bezogen – zwar sehr Innenstadtnah, allerdings aufgrund seiner Lage in einem Hochhaus-Wohnblock nicht so nett gelegen wie die bisherigen Übernachtungen. Aber egal – raus aus den Klamotten, eine schnelle Dusche und rein in die Hauptstadt Sardiniens und die Stadt mit ihren vielen kleinen Gassen, den monumentalen Kirchen und dem Hafen. Zwischendurch mussten wir „leider“ aufgrund teilweise heftiger Schauern uns in kleine Kneipen oder Vinotheken „flüchten“ und die sardische Küche und Weine testen – ist ja schließlich auch Urlaub. Im Gespräch mit einheimischen erfuhren wir auch, dass es in den letzten drei Tagen in Sardinien so viele geregnet hat, wie sonst in einem halben Jahr.

Unser Highlight des Tages hatten wir auf dem Rückweg zu unserem Hotel. Beim Blick in ein Schaufenster sahen wir einen tollen Cafe-Racer-Umbau einer 1200er Suzuki, Geschäftsauslagen mit Retro-Motorad-Artikeln und im Laden selbst einige Menschen. Also Tür auf, ein zaghaftes „Buonasera“ in den Raum gerufen und schon wurden wir eingeladen näher zu treten. Auf die Frage (in Englisch), ob es sich um ein Motorradgeschäft handele, erfuhren wir, dass es sich um Räumlichkeiten des Cafe-Racer-Clubs Cagliari handelt und sie sich heute Abend versammelt haben, um die „Spenden-Amphore“ zu schlachten, um damit eine Spende für einen Defibrillator zu ermöglichen. Als wir uns als Motorradfahrer aus München zu erkennen gaben wurden wir freudestrahlend begrüßt und sofort auf ein Bier eingeladen. Als wir dann noch schnell etwas in die Spenden-Amphore gesteckt haben, gehörten wir fast zum Club und wir haben uns sehr nett unterhalten. Motorradfahrer verstehen sich eben überall auf der Welt.

Müde und mit vielen Eindrücken des Tages sind wir gespannt, was die Wettervorhersage morgen für uns bereit hält – zumindest soll das Wetter langsam besser werden und dann gibt es hoffentlich ein paar mehr Kilometer auf die Uhr ….

Tag 15 – Cagliari – Porto Pino – Cagliari – Capo Carbonara – Cagliari: Der Süden Sardiniens zur Hälfte mit und zur Hälfte ohne Regen

Es ist schön morgens aufzuwachen und beim Blick aus dem Fenster nicht gleich wieder Regen zu sehen. Beim Frühstück wurde der Plan gefasst, heute den Süd-Westen Sardiniens unter die Räder zu nehmen. Also Moppeds aus der Tiefgarage und bei angenehmen 18 Grad auf schnellstem Weg raus aus dem Großstadtverkehr und auf die Straße gen Chia. Bei einem kurzen Boxenstopp gab es dann auch den längst fälligen Sardinienaufkleber.

Ihr ahnt es schon, was jetzt kommt: Kaum waren wir auf der Höhe von Sarroch, fing es leicht an zu regnen. Allerdings sah es danach aus, als dass es nur ein paar Tropfen werden und somit haben wir uns den Regenkombi gespart und sollten zum Glück Recht behalten, denn nach 2 km war der Spuk vorbei. Wobei wir stets unter dicken Wolken die Küste entlang fuhren.

Nach Chia haben wir die Costa Del Sud auf sehr schönen – wie fast immer – gut ausgebauten Straßen genossen. Doch leider hat uns der Regen dann doch auf der Hälfte der Strecke eingeholt. Im Regenkombi anziehen sind wir mittlerweile Profis und so konnte es schnell weitergehen. Trotz der Schauer, durch die wir fuhren, hatten wir Glück, denn wenigen Stunden/Minuten vor uns muss es einen Wolkenbruch gegeben haben, denn überall stand das Wasser auf den Straßen und hatten an vielen Stellen Geröll, Sand und sonstigen Dreck mit auf die Straßen gespült.

Eigentlich war Porto Pino nur als Zwischenetappe geplant und wir wollten weiter in den Süd-Westen fahren. Allerdings regnete es in den Bergen so heftig, dass wir uns nach dem frühen Mittagessen dazu entschieden wieder umzukehren und über Teulada und Domus de Maria die SS195 zu fahren. Eine wahre Prachtstraße für Kurvenfreunde mit einer beschilderten Passhöhe von sage und schreibe 300 Metern Passhöhe.

Auf dem Weg nach Cagliari konnten wir die Küste entlang gen Osten schauen und das, was wir sahen (oder nicht sahen) waren Wolken, die zwar oben in den Bergen hingen, aber nicht über der Küstenstraße. Damit war das Nachmittagsprogramm gebucht. Zügig um Cagliari drum herum und bei Sant Andrea auf die Küstenstraße gen Villasimius. Nach jeder Kurve eine neue Bucht und ein neuer toller Ausblick auf das hellblaue Meer – sehr zu empfehlen diese Straße.

Bis zur Südspitze der Ostküste führte uns die Kurven-Kette zum Capo Carbonara, wo wir bis fast an den Strand düsen konnten. Ein paar Minuten dort das Meer, die Aussicht und die unterwegs gekaufte Melone genossen und dann war es auch wieder an der Zeit den Rückweg anzutreten.

Mit der Aussicht, dass es morgen höchstwahrscheinlich auf unserem Weg nach Alghero nicht regnen soll, haben wir den Moppeds nach dem Tankstopp auch noch eine kleine Dusche gegönnt und den Sand und Dreck der letzten Tage per Dampfstrahler runtergespült.

Eine Pizza Posciutto mit einem Ichnusa in der Steh-Pizzeria auf den Weg in die Stadt haben den Tag nach 297 gefahrenen Kilometern abgerundet. Auf dem Rückweg gab es noch ein Nutella-Croissant direkt aus der Backstube in den Mund … und von dort auf die Hüften 😎