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Lanesplitting für Anfänger

lanesplitting

Lanesplitting oder um es sehr deutsch auszudrücken: Staudurchfahrung ist ein Thema, das sowohl in den USA und auch hier diskutiert wird. In Kalifornien beispielsweise ist es erlaubt, Chris Cantle schreibt in diesem Artikel für Road & Track eine Lobeshymne darauf. Auf Openpetition hat Dieter Balboa eine Petition zur Legalisierung der Staudurchfahrung gestartet, zu deren Unterzeichung ich Euch alle gerne auffordern würde.

Doch selbst wenn die Petition erfolgreich wäre, ich bezweifle daß sich am Verhalten der deutschen Verkehrsteilnehmer viel ändern würde. Nehmen wir zum Beispiel das Linksabbiegen. Als ich vor doch schon 26 Jahren meinen Autoführerschein machte, bekamen wir das voreinander links abbiegen als „amerikanisch abbiegen“ beigebracht. Bis auf den heutigen Tag funktioniert das in meiner Beobachtung aber nur auf Kreuzungen, auf denen die Linksabbiegerspuren bis auf die Mitte der Kreuzung eingezeichnet sind und die Verkehrsteilnehmer diesen Markierungen stumpf hinterherfahren können.

An allen anderen Kreuzungen funktioniert das nicht. Jeden Morgen kann ich das an der Ausfahrt aus unserem Wohngebiet beobachten. Auch in meiner Motorradführerscheinprüfung musste ich das erste Mal links abbiegen und die hilflose Autofahrerin, die mir entgegenkam wollte natürlich hinter mir abbiegen statt vor mir die Spur wechseln. Wildes Rumgeeier auf der Kreuzung und den Rest der Prüfungszeit ließ mich der Prüfer nur noch links abbiegen.

Zurück zur Staudurchfahrung. Auf meinem Arbeitsweg muss ich in Berlin zweimal täglich durch den fast immer verstopften Tunnel am Alexanderplatz. Mit dem Roller kann man da ziemlich entspannt (und aufmerksam) in der Mitte durch fahren. Und fast jeden Tag gibt es immer einen rechthaberischen Autofahrer, der mich im Rückspiegel kommen sieht und dann die Mitte dicht macht. Warum? Um mich zu belehren? Um mir zu zeigen, wer der Stärkere ist? Oder weil er mir das schnellere Vorankommen nicht gönnt? Mittlerweile schimpfe ich nicht mal mehr sondern grinse nur müde und suche mir einen anderen Weg.

Selbst wenn nun die Staudurchfahrung legalisiert würde, das Fahrverhalten würde sich wie beim Linksbbiegen nicht groß ändern. Zum einen, weil die Leute es einfach nicht auf dem Schirm hätten, daß man das nun darf. Zum anderen, weil es dann immer noch die Rechthaber geben würde.

Welche Erfahrungen habt ihr gemacht?

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  1. Innerorts und auf den Schnellstraßen hier werde ich sehr selten geblockt. Die Spuren hier sind eng und es macht kaum einer von den wenigen, anderen Kradisten. Manchmal hupt einer der hinter mir gelassenen überrascht. Aber oft machen Dosentreiber sogar Platz und ich bedanke mich artig dafür.
    Auf meinen seltenen Autobahnfahrten/-abschnitten ist das subjektiv anders, da werde ich gerne geblockt, obwohl da nun wirklich Platz genug ist. Aber dann kann man ja kurz antäuschen und auf der anderen Seite vorbeifahren. Und wenn die Dosen stehen, kann eh einfach Kreise drum fahren.

    • Das deckt sich auch mit meinen Erfahrungen. Und es ist meistens der gleiche Typus Autofahrer, der da blockiert (oder auch: absichtlich die Rettungsgasse dicht macht): Männer mittleren Alters in SUVs oder schnellen (wenn sie nicht gerade im Stau feststecken) Oberklassekombis – natürlich alleine im Auto.

  2. Im letzten (oder vorletzten) Jahr war ich am heissesten Tag des Jahres bei 38° eine Runde fahren, auf der Landstrasse bei freier Fahrt war es herrlich erfrischend, in der Stadt staute es sich aber wie Hulle am Treptower Park auf drei Spuren. Im Stehen auf dem heiß gefahrenen Mopped bin ich fast geschmolzen und als ich da versuchte, mich durchzuschlängeln habe ich sehr wenig Gegenliebe erfahren. Auf der Autobahn hingegen hatte ich da bislang weniger Streß.

  3. Auf der Autobahn habe ich normalerweise wenig Probleme. Die Erfahrung, dass manche Fahrer von Fahrzeugen der oberen Mittelklasse oder Oberklasse nicht nur rücksichtslos, sondern böswillig handeln, habe ich auch schon häufig gemacht. Innerstädtisch habe ich selten Problem, tendenziell machen die Dosisten hier im Stau öfters auch bewusst Platz. Danke dafür auch an dieser Stelle! An der Ampel vorfahren sorgt jedoch sporadisch für Aggroverhalten bei der Dosenfraktion. Für Irritation sorgt gelegentlich, dass ich, auch wenn ich an der Ampel nicht durch fahre, zwischen den letzten beiden Fahrzeugen (zweispurig) oder rechts neben dem letzten Fahrzeug (einspurig uneinsichtige Stelle) halte, insbesondere im Dunkeln und bei Regen. Ich versuche damit die Knautschzone der anderen mit zu nutzen, falls doch mal einer von hinten kommt. Dafür ernte ich gelegentlich irritierte Blicke, weil die Leute eher erwarten, dass ich durchfahre.

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