Eines der Dinge, die ich nach dem Erhalt des Führerscheins unbedingt machen wollte, war ein ADAC Fahrsicherheitstraining. Zum einen, weil ich es mit dem Auto schon mal gemacht hatte und sehr davon profitiert hatte (wenn ihr denkt Ihr könnt Auto fahren, macht mal so ein Training, es wird Euch in vielen Dingen die Augen öffnen). Zum anderen weil ich als Motorrad-Anfänger und Familienvater mir natürlich auch meiner Verantwortung bewusst bin.
Mein Kollege Sebastian war als Motorrad-Wiedereinsteiger auch mit von der Partie und so fanden wir uns mit 4 anderen Bikern auf dem ADAC Trainingsgelände in Berlin-Tegel ein für ein Basis-Training. Zwei Supersportler, zwei Touringmaschinen und unsere beiden Enduros bildeten den Fuhrpark. Alle anderen Teilnehmer hatten eine mehrjährige Fahrpraxis vorzuweisen, so daß ich anfangs dachte ich müsse aufpassen mich nicht zu blamieren.
Nach einer ersten Begrüßung und Einweisung ging es auf die Maschinen und zum Warmfahren um den Kurs. Unser Trainer fuhr vorweg und machte diverse Turnübungen auf der Maschine, die wir nachmachen konnten wenn wir wollten. Ging erstmal darum, seine Balance auf der Maschine zu finden. Und hier kam es schon zum ersten Ausfall als sich der Fahrer der KTM RC8 in der zweiten gefahrenen Kurve hinpackte. Ausser einem Kratzer in Effektlack der Maschine passierte aber nix.
Danach ging es weiter mit Lenkübungen. Lenken, eigentlich ein No-Brainer, aber auch da kann man dazu lernen. Eigentlich dachte ich, daß ich nach links fahren würde, wenn ich das rechte Lenkerende nach vorne drücken würde und somit das Vorderrad nach links anstellen würde. Nö, das geht ziemlich zackig nach rechts. Nix für lange Kurven aber für eine schnell auszuführende Ausweichbewegung genau richtig.
Revidiert wurden auch einige Dinge, die ich in der Fahrschule gelernt hatte. So macht eigentlich die (gebremste oder ungebremste) Ausweichübung aus 50 km/h relativ wenig Sinn, wenn ich mit einer Vollbremsung schneller und sicherer zum stehen komme. Ganz für die Katz‘ ist die Ausweichübung aber nicht, beim Bremsen aus höheren Geschwindigkeiten kann die ganz nützlich sein, wenn am Ende des verfügbaren Platzes der Bremsweg noch nicht zu Ende ist. Aber das ist ein Thema für das Aufbautraining.
Eine tolle Übung war das Kreisfahren, bei der man seine eigenen Schräglagereserven einschätzen sollte. Dazu malte einem der Trainer einen dicken Kreidestrich quer auf Vorder- und Hinterrad und schickte einen einmal rechts- und einmal linksrum in die Kreisbahn. Danach sollte man ohne zu spicken einschätzen, wie viel Kreide noch auf den Reifen übrig war, d.h. welche tatsächlichen Schräglagereserven noch vorhanden waren im Vergleich zu den gefühlten. Ich hätte mir noch eine 10%ige Reserve gegeben, in Wahrheit aber war von der Kreide kein Krümel mehr übrig.
Sehr hilfreich fand ich auch das Bremsen in Kurven und das Ausweichen vor Hindernissen in Kurven. Ohne die vorhergehende Übung mit der Kreide hätte ich mich spätestens hier aufgemault, da ich meine Restreserven überschätzt hätte.
Über eines konnte ich aber nur den Kopf schütteln und das war die „Fahrkünste“ des Kollegen mit der KTM. Hier fuhr jemand einen 175 PS-Supersportler und war nicht mal in der Lage, sein Fahrzeug bei Geschwindigkeiten von max 60-70 km/h (schneller fuhren wir auf dem kleinen Gelänge nicht) sauber zu handeln. Weder beim Slalom fahren, noch bei den Ausweichübungen und erstmal gar nicht auf der Kreisbahn oder bei den Bremsübungen auf trockener und nasser Fahrbahn. Ich finde es ja gut, daß er ein Sicherheitstraining macht, aber auch danach ist er eine Gefahr für sich und andere im Strassenverkehr. Zwei Leistungsklassen tiefer wäre er sehr viel besser aufgehoben und könnte sich dann eher an seine Limits herantasten als mit seiner KTM-Waffe permanent überfordert zu sein.
Mir hat das Training jedenfalls sehr viel gebracht und mit 85,00 € (für ADAC-Mitglieder) war es mehr als preiswert. Ich freu mich schon auf das Aufbautraining im Frühjahr. Jetzt aber erstmal raus und noch bißchen mehr Fahrpraxis sammeln.
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